04.01
2025
06:50
Uhr

Licht

Bald ist Epiphanias. Das fest der Erscheinung und des Lichts über der Krippe. Genau richtig, denn Licht ist rar in dieser Zeit: die frohen Feiertage sind vorbei, bis Frühling ist es noch weit, der Winter muss noch eine Weile ausgehalten werden. Zeit für einen Hymnus auf das Licht:
Ich preise Dich, wenn Du es bist, das mich weckt, nicht der Wecker, nicht die knallende Tür oder der Müllwagen draußen vorm Haus. Es flutet mich, wenn ich die Vorhänge aufziehe und Du überraschend da bist im Strahlen der Sonne. Du gibst mir Mut, Du gibst mir Energie, Du gibst mir Fröhlichkeit. Hoffnung bist Du und Verheißung, wenn sich Deine Gegenwart mischt mit einem Hauch von Wärme und davon zeugt, dass der Frühling tatsächlich kommen wird und die Tage wieder länger werden und mit ihnen Deine Strahlkraft zunimmt.
Du kannst Dinge verändern: Sie verändern ihr Aussehen, ihre Farbe, ihren Ausdruck, je nachdem wie Du sie bescheinst. Die Berge sind anders im Morgenlicht als am Abend, die Katzen grauer in der Nacht, die Stadt wird schöner in der Helligkeit des Sommers.
Du klärst Dinge auf, bringst die Wahrheit ans Licht. Sorgst für Klarheit. Böse Menschen scheuen Dich. Du kannst Menschen in Szene setzen – auch die im Dunklen, die man sonst nicht sieht. Du sorgst für Aufmerksamkeit. Du bist klein, aber oho, Du füllst alles aus, hilfst bei der Suche nach dem Verlorenen.
Manchmal mag ich Dich nicht und will Dir entfliehen. Weil meine Stimmung nicht zu Dir passt und ich eher die Dunkelheit vorziehe, die mich birgt vor den anderen. Ich dulde dann nicht Deine Gesellschaft, weil kein Platz da ist neben der Müdigkeit, Traurigkeit und Melancholie, die mich heimsuchen. Dann kommst Du als winziges Licht – im Schein einer Kerze, beim Blick nach oben in den grauen Januarhimmel. Dann küsst Du mich wach. Zärtlich, kitzelnd, behutsam und es wird Licht wie bei der Schöpfung: Licht, komm in mein Leben und mache es hell. Von Dir will ich reden und Zukunft nicht Schwarz malen, denn bei Dir, Gott, ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht.