27.03
2025
06:50
Uhr

Licht

Ein Beitrag von Juliane Rumpel

Ich genieß es sehr, dass ich morgens kein Licht mehr anmachen muss. Endlich ist Frühling! Endlich ist es draußen wieder hell!

Licht, ich brauch das echt. Ich mach mir allerdings immer nur dann Gedanken ums Licht, wenn’s mal weg ist. Im Winter, wenn die Tage so kurz sind, oder, wenn der Strom ausfällt.

Ich bin gerade auf Kuba. Hier fällt gerne und regelmäßig mal der Strm für 24 Stunden aus. Vielleicht sitz ich jetzt gerade im Dunkeln und leide mit den Kubanern unter der Hitze, weil die Ventilatoren nicht funktionieren, sorge mich mit ihnen, weil die Lebensmittel im Kühlschrank verderben und ärgere mich mit, weil die Regierung es einfach nicht auf die Reihe kriegt. Erstaunlich, dass die Menschen auf der Karibik-Insel trotzdem so gute Laune haben.

Das wäre in meiner Heimat echt anders: Wenn bei uns ständig der Strom ausfiele und damit auch das Wasser, was würden wir Deutschen maulen, meckern und schimpfen.

Vielleicht liegts am karibischen Klima, dass es den Kubanerinnen anders geht. Obgleich… inzwischen merkt man auch diesen fröhlich-optimistischen Menschen an, dass sie müde geworden sind. Über 50 Jahre ist die kubanische Revolution nun her und so richtig auf die Reihe kriegt es die Regierung nicht. Viele haben die Insel schon verlassen und viele sind auf dem Absprung – und ich kann es niemandem verübeln.

Gleichzeitig halten aber auch viele tapfere Menschen hier aus, manche, weil‘s nicht anders geht, andere aus Überzeugung und wieder andere, weil sie andern helfen wollen. Letztere sind nicht selten Christen. Kleine Kirchen gibt’s schließlich auch im sozialistischen Kuba. Und die Menschen, die sich zu diesen Kirchen halten, die helfen, wo immer sie können:

Sie hören zu, wenn andere weinen, weil so viele gegangen sind. Sie kochen für die Alten, die oft unter Armut leiden. Sie singen und beten mit den Kindern, damit die die Hoffnung auf Zukunft nicht verlieren.

Ich darf auf Kuba wieder einmal erfahren, wie viele Menschen mit so viel weniger leben und dabei so viel zufriedener sind als wir. Ich darf meinen Glauben stärken auf dieser Insel, weil ich wunderbare Gemeinschaft erfahre. Und ich weiß die Dinge daheim wieder deutlich mehr zu schätzen, z.B. den Strom. Auch wenn wir jetzt im Frühling morgens kein Kunstlicht mehr brauchen.