Wir hatten am Sonntag Besuch. Freunde mit Kindern. Wir haben zusammen gekocht. Und weil wir am Ende noch Nudeln übrighatten, überlegten wir gemeinsam, was eigentlich mit übrig gebliebenem Essen so alles gemacht werden kann:
Wir könnten sie morgen aufbraten! Oder wir frieren sie ein. Geht das? Nudeln einfrieren? Wir könnten sie auch wegschmeißen. Aber dafür sind‘s doch zu viele, werden ja noch mindestens zwei Menschen von satt. Wir könnten sie auch jemandem schenken. Aber ganz ehrlich? Würdest du gekochte Nudeln von jemandem annehmen, den du nicht kennst? Ich nicht…
So ging es eine Weile hin und her. Schließlich stellten wir alle fest, wie lange es her ist, dass wir wirklich Hunger hatten. Also jedenfalls die Großen. Die Kids meinten schon, dass sie eigentlich immer Hunger hätten. Aber sie räumten ein, dass dieser Zustand nie lange anhalten würde, weil meistens irgendwer irgendwas zu Essen dabeihätte.
Unser Essen reicht also eigentlich immer. Und meistens haben wir sogar Reste übrig.
Schade, dass es mit der Zeit nicht so ist, stellten die Kinder plötzlich fest, davon ist nie genügend da. Eigentlich habt ihr immer keine Zeit.
Meine Freunde traf dieser Vorwurf sehr. Und im weiteren Gespräch stellte sich auch raus, dass das „immer“ etwas übertrieben war, aber insgesamt schon etwas dran sei an der Sache.
Dabei haben doch alle Menschen gleich viel Zeit am Tag und bei Oma und Opa bleibt davon immer was für uns übrig. Warum nicht bei euch?
Gute Frage. Meine Freunde kamen ganz schön ins Schwitzen. Vor allem setzten die Kids am Ende noch eine Frage drauf, die uns alle sehr nachdenklich machte: Wenn schon jetzt kaum mal Zeit übrig bleibt bei euch, also, wenn die Zeit kaum reicht für alles und alle, wie ist das denn eigentlich mit der Zukunft? Wird die für uns alle reichen?
Bäm! Wird die Zukunft für uns alle reichen?! In diesem Moment überlegten wir kurz, schon Sonntagnachmittag eine Flasche Wein zu öffnen. Haben wir nicht gemacht. Denn schon ohne Wein reichte der Sonntagnachmittag nicht aus, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Aber er genügte, um im Familienkalender Termine einzutragen, die von nun an „Zeitrest“ heißen würden. Wenn schon die Frage nach der Zukunft offenblieb, so soll wenigstens in der Gegenwart immer genug Zeit übrig sein, für gemeinsames Tun in der Familie!