13.05
2025
06:50
Uhr

LoveHate

Love and Hate im Dialog: Eine Skulptur als Mahnmal für Nuancen und Wandel

Ein Beitrag von Carla Böhnstedt

Gleich zwei Mal bin ich in den vergangenen Wochen über eine Skulptur gestolpert, die mir seitdem nachgeht. Erst bei einem Sonntags-Ausflug in Wandlitz. Und wenig später an der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain, einer Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der ehemaligen Berliner Mauer. Hier haben sich über 100 Kunstschaffende verschiedener Nationen mit den politischen Umbrüchen der Wendejahre 1989/90 auseinandergesetzt.

Die Skulptur stammt von der deutschen Konzeptkünstlerin Mia Florentine Weiss: ein Ambigramm, d.h. zwei spiegelbildlich zu lesende Worte, bei der die Buchstaben so raffiniert geschwungen sind, dass sich von der einen Seite der Schriftzug Love (Liebe) lesen lässt und von der anderen Seite hate (Hass). 

Oberflächlich betrachtet ein beliebter Foto-Hotspot, fordert die Installation die Betrachtenden aber unmissverständlich auf, genauer hinzuschauen. Sie wirken zu lassen. Die Perspektive zu wechseln. 

LIEBE und HASS bedingen und durchdringen sich, können sich (ver-)wandeln. Es ist eine Frage des Standpunkts und des Blickwinkels, welche Sichtweise sich den Betrachtenden zeigt – und welche verborgen bleibt. So steht der love-hate-Schriftzug wie ein stummes Mahnmal an diesen historischen Orten und führt den Passantinnen und Passanten vor Augen, dass Emotionen nicht einfach schwarz-weiß sind, sondern Nuancen und Schattierungen beinhalten – ob in Bezug auf uns selbst, unsere Beziehungen oder gesellschaftliche Kontexte. 

Gerade in einer Zeit, in der soziale Fragen und politische Diskurse zunehmend polarisieren, lässt das Ambigramm erahnen, wie schmal der Grat zwischen Zuneigung und Ablehnung, Mitgefühl und Abgrenzung ist. Liebe kann in Hass umschlagen – und umgekehrt. So tritt LoveHate mit den Passantinnen und Passanten in einen Dialog und fordert sie auf, ihre innere Haltung kritisch zu hinterfragen.

Wie nah Hass und Liebe beieinander liegen, haben Christinnen und Christen in den Kar- und Ostertagen erlebt. Mich persönlich trägt die Hoffnung, dass die Liebe das letzte Wort hat. Daran möchte ich mitwirken.