Es gilt für die Kartoffel und das Brot, den Apfelsaft und den Wein, und für mein Smartphone und die Autobatterie. Alles ist Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Bei Obst und Gemüse ist das ziemlich deutlich. Aber auch für das Smartphone und für die Autobatterie braucht man wertvolle Rohstoffe aus der Erde. Es ist immer ein Zusammenspiel von Schöpfung und Natur und menschlicher Kreativität und Arbeit. So hat der Tag der Arbeit - morgen - immer auch etwas mit Erntedank zu tun.
In vielen Religionen hat die Schöpfung, die Erde, die Natur einen besonderen Stellenwert. Bekannt ist das Bekenntnis „Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig.“ Vor 170 Jahren sprach es Chief Noah Seattle, Häuptling der zwei indigenen Stämme Suquamish- und Duwamish, die an der nordwestlichen Pazifikküste der USA lebten. Sein Wort ist als Kanon beliebt in christlichen Gottesdiensten.
Und die Arbeit? Ja, auch die Würdigung ihrer Heiligkeit hat einen Platz im Gottesdienst. Wenn in der katholischen Kirche das Brot und der Wein für die Feier des Abendmahles auf den Altar gestellt werden, betet der Priester: „Gepriesen bist du, Herr unser Gott. Du schenkst uns das Brot und den Wein – Frucht der Erde und des Weinstocks und der menschlichen Arbeit.“ Die Feier der Heiligen Messe - katholisch - des Abendmahls - evangelisch - wäre also nicht möglich, wenn nicht zuvor Menschen dafür gearbeitet hätten.
In Sachen Arbeit fallen mir in der Rückschau auf die vergangenen Monate nur verschiedene „Arbeitskämpfe“ ein. Und die Proteste der Bäuerinnen und Bauern für einen gerechten Lohn, Anerkennung und Respekt ihrer Arbeit.
Die Heiligkeit der Schöpfung und der Arbeit werden bei den Kundgebungen morgen, am 1. Mai, wohl keine Erwähnung finden. In der katholischen Kirche wird an den heiligen Josef erinnert, der für Jesus wie ein Vater war. „Josef der Arbeiter“ heißt das Fest. Auch der Lebensunterhalt der heiligen Familie vor 2000 Jahren regnete nicht vom Himmel, sondern war Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.