Vielleicht kennen und mögen auch Sie jene Garten- und Bauernmärkte, die im Frühjahr an vielen Orten stattfinden. Auf einem solchen Markt entdeckte ich ihn. Mit leicht gesenktem Kopf, darauf eine verbleichte grüne Feldmütze, saß er auf seinem alten Traktor. Ein wenig vorn über gebeugt über dem Lenkrad seines grünen Deutz-Fahr D 40. Er parkte am Rande einer Reihe von Oldtimern. Um ihn herum standen Kinder und Erwachsene, Jugendliche und Senioren. Sie alle bestaunten den Traktor. Gleichzeitig begegneten sie dem älteren Mann sehr freundlich. Einige suchten das Gespräch mit ihm und fragten nach der Geschichte des Traktors.
Der eine oder die andere interessierte sich auch für den Mann mit der grünen Feldmütze. Dieser gab bereitwillig Antworten. Seine Stimme klang wie die eines Roboters. Als ich ganz nahe vor dem Traktor stand, sah ich, wie der Mann sich beim Sprechen ein kleines Mikrophon an den Hals hielt. Eine Frau in meiner Nähe sagte zu ihrer Nachbarin, dass dem Mann auf dem Traktor schon vor mehreren Jahren sein Kehlkopf entfernt werden musste.
Ohne Kehlkopf zu leben, ist sicher nicht einfach. Der Mann auf dem Traktor schien sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Ohne Stimme strahlte er Freude und Gelassenheit aus.
Seit diesem Besuch des Garten- und Bauernmarkts habe ich noch oft über diese Erfahrung nachgedacht. Dabei sehe ich immer wieder den älteren Herrn mit seiner verblassten Feldmütze auf seinem grünen Deutz sitzen. Und ich frage mich: Was gibt diesem Menschen ohne intakte Stimme den Mut, sich auf dem Bauernmarkt zu zeigen? Warum kann er fast stimmlos eine so gute Stimmung verbreiten?
Auf jeden Fall habe ich einmal mehr erfahren, dass ein Mensch ohne Stimme mehr zu einer guten Stimmung beitragen kann, als so mancher Schreihals. Und so ist es auch mit Gott. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der nicht laut und aufdringlich daherkommt – wie ein Marktschreier - sondern gerade durch Menschen wie den Mann ohne Kehlkopf spricht und so zeigt, welche Würde jeder Mensch besitzt.