Die Narren sind los in diesen Tagen, besonders in den katholischen Gegenden, aber auch hierzulande, wie der größte Karnevalszug in Ostdeutschland, der „Zug der fröhlichen Leute“ gestern in Cottbus gezeigt hat. Das lustige Treiben geht auf uralte Traditionen zurück. Schon seit dem Mittelalter haben sich Arme als Reiche verkleidet, Untertanen als Mächtige, und sie haben sich auch so benommen. Das ist heute nicht anders, wenn Rathäuser gestürmt werden. Wenn in Büttenreden und auf Umzugswagen „die da Oben“ aufs Korn genommen und ihnen die Leviten gelesen werden.
Ich finde, der Karnevalsrummel sagt Wichtiges über uns Menschen. Ab und an mal wollen wir Narren sein. Mal über die Stränge schlagen, mal die Ordnung auf den Kopf stellen, mal unbequeme Wahrheiten sagen, wenns sein muss hinter einer Maske; manchmal etwas derb, aber meistens witzig. Karneval ist ein Ventil gegen das "Funktionierenmüssen".
Denn das offene Wort des Narren rückt Dinge ins rechte Licht, sein Witz hilft, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen, seine Maske sagt mehr als missverständliche Worte, sein Heiterkeit steckt an und verbindet.
Narren sind Sympathieträger. Weil sie die Freiheit haben, alternativ zu sein und sich der so genannten gesellschaftlichen Norm verweigern. Vielleicht hat deswegen auch der Apostel Pauls sich selbst und die frühen Christen als Narren bezeichnet, als „Narren um Christi willen“ (1. Korintherbrief 4, 10). Denn sie waren sich bewusst, dass sie eine Gegengesellschaft sind. Mit ihrem Glauben an den Auferstandenen haben sie sich den gesellschaftlichen Konventionen radikal verweigert. Denn dass einer, der gekreuzigt wurde, ein göttlicher Mensch gewesen sein soll, fanden fast alle eine Torheit.
Die Narren sind von einem Geist beseelt, der die Einfältigen aufs Podest hebt; ein Geist, der zum Geist der Welt im Gegensatz steht. Paulus rät dem Christen: lebe so als trügest du eine Narrenkappe. Es macht nichts, wenn die sogenannten Normalen dich verlachen und verspotten. Denn, so schreibt er weiter: „Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde“ (1 Kor 3,18).