„Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staube zurückkehren wirst!“, so lautet der Spruch, den katholische Christen heute in der Kirche zu hören bekommen. Denn heute ist Aschermittwoch. Es ist fast schon ein gruseliges Ritual, das sich da abspielt: einzeln treten die Gläubigen vor und bekommen ein kleines Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet, während der Priester an den Tod erinnert.
Ich frage mich manchmal: gibt es nicht schon genug Leid und Tod um uns herum, als dass man noch immerzu mehr daran erinnern müsste? Sollten die Kirchen sich nicht mehr auf die Feier des Lebens konzentrieren und den Menschen helfen, ihr Glück zu finden?
Im Prinzip sehe ich das auch so. Lebensbejahung, Glückssuche und Hilfe zur Zufriedenheit im Alltag sind tatsächlich wichtige Themen der Seelsorge und geraten vielleicht wirklich manchmal etwas in den Hintergrund vor lauter Schuld und Sündenbewusstsein.
Aber wenn man bedenkt, dass der Aschermittwoch bewusst unvermittelt nach den tollen Tagen des Karnevals kommt, kann ich schon eher nachvollziehen, warum gerade heute der Tod in den Blick kommt. Dahinter steckt, genau wie hinter dem Karneval, eine tiefe menschliche und vielleicht, wenn man so will, auch eine göttliche Weisheit: Feiere und sei ausgelassen, sprenge die Grenzen des Alltags, stelle die Moral auf den Kopf. Aber bedenke, dass das nicht der Normalzustand sein kann.
Von heute an sind es noch 40 Tage bis Ostern. Der Aschermittwoch erinnert daran, dass es jetzt an der Zeit ist, sich auf das wahre Leben zu besinnen. Und für Christen ist es auch eine Erinnerung daran, dass unser irdisches Leben womöglich noch nicht alles gewesen ist. Der Aschermittwoch lädt dazu ein, die Augen zu öffnen für die Frage, ob nach dem Tod noch irgendwas kommt.
Heute beginnt die Zeit bis Ostern, in der ich meinen Alltag ganz bewusst unter die Lupe nehmen und zugleich in die Ferne schauen will: Führt der Weg, den ich gehe, überhaupt dorthin, wo ich ankommen will? Habe ich noch die Weggefährten bei mir, die mir wichtig sind, oder ist mir jemand unterwegs abhanden gekommen.
Nutzen wir die Zeit, die uns geschenkt ist. Sie ist kostbar! Mitten in der Woche, mitten im Leben.