08.03
2025
06:50
Uhr

Susanna im Bade

Fast schon eine True Crime-Story.

Ein Beitrag von Joachim Opahle

Susanna ist nackt. Sie will ein Bad nehmen. An einem heißen Tag, im umzäunten Garten ihres Hauses. Sie wähnt sich vor Blicken geschützt. Aber zwei ältere Männer planen Übles. Sie haben die Frau seit längerem beobachtet und sich im Garten versteckt. Jetzt bedrängen sie Susanne und wollen sie zum Sex nötigen.  

Susanne schreit um Hilfe. Die Männer beginnen auch zu schreien. Und als die Nachbarn zusammenlaufen, behaupten sie, sie hätten die Frau beim Ehebruch ertappt. Sie wird vors Gericht geschleift und es sieht nicht gut für sie aus. Auf Ehebruch steht Steinigung.  

Als das verhängnisvolle Urteil schon fast gesprochen ist, tritt ein junger Mann auf den Plan und wirft den beiden Alten vor, es habe gar keine richtige Zeugenbefragung gegeben. Er holt das nach und befragt die beiden Männer einzeln, unter welchem Baum der Ehebruch stattgefunden haben soll. Der eine sagt, es war unter dem Mastixstrauch. Der andere: unter dem Eichenbaum. Damit ist klar: sie haben gelogen und sind der Falschaussage überführt. Mit harten Konsequenzen. Susanna dagegen ist entlastet. 

Diese Erzählung von der badenden Susanna steht in der Bibel, im Buch Daniel des Alten Testaments (Daniel 13). Fast schon eine True Crime-Story. Und eine, wegen der es sich lohnt, ab und an mal das Buch der Bücher zur Hand zu nehmen.  

Denn hier werden zwei wichtige Punkte angesprochen. Zum einen ein juristischer: Schon in alter Zeit hat man darauf Wert gelegt, dass Gerichtsverhandlungen ordnungsgemäß durchgeführt werden, also mit unvoreingenommener Befragung von Zeugen.   

Zum anderen natürlich ein moralischer Punkt: Zwei Männer nötigen eine Frau, und als ihr ruchloser Plan aufzufliegen drohen, beschuldigen sie die Frau in perfider Weise. Zum Glück taucht ein kluger und gerechter Richter auf, der der Frau zu ihrem Recht verhilft. Natürlich, das wird kaum überraschen, in der Bibel mit göttlicher Hilfe, vermittelt durch Daniel, den gottesgläubigen Propheten. 

Solche Leute brauchen wir auch heute, wenn die Gefahr besteht, dass Frauen gering geschätzt oder gar für männliche Triebbedürfnisse missbraucht werden.