28.06
2024
06:50
Uhr

Diakon Wolfgang Willsch

An der Demokratie schätze ich am meisten das freie Wort. Es sind nicht mehr „nur“ die Gedanken frei. Frei sind die Worte.

Das Recht, in gewisser Weise auch die Verpflichtung die eigene Meinung privat und öffentlich, in Gruppen und Kreisen zu benennen und zu vertreten.

Der Austausch der Worte als Grundlage für die persönliche und gesellschaftliche Meinungs- und Willensbildung.

Da ist aber auch die Erfahrung, das Worte verletzen. In so mancher hitzigen Debatte wurde und habe ich verletzt. Meist ungewollt, oft unbemerkt.

Worte richten eben nicht nur auf. Sie können auch verletzen und zerstören. Mit Befremden höre ich manch Debatte bei der ich den Eindruck nicht loswerde: hier geht es nicht mehr um die Sache.

Schrille Töne; eine Flut von Worten und Bildern. Medien und social Media tragen dazu das ihre bei.

Das Buhlen um Aufmerksamkeit, das vorlaute Streben nach persönlicher Macht scheint mir, ist der Tod jeder guten Regierung.

Als Obdachlosenseelsorger bereiten mir nicht nur die schrillen Töne Sorgen.

Vielmehr sorge ich mich um die Stimme derer, die am Rand unserer Gesellschaft leben. Da sind die Wohnungs- und Obdachlosen, Seniorinnen und Senioren auch Kinder sind oft allein. Alleinerziehende, Psychisch und körperlich Kranken an ihren Grenzen.

Der stille Schrei derer, die oft viel zu sagen haben und doch nicht gehört werden.

Es heißt: „Der Glaube kommt vom Hören.“ Auch Vertrauen, kommt vom Hören.

Vertrauen wirkt wie Kitt in einer zerrissenen, individualisierten Gesellschaft. Vertrauen stärkt das Miteinander; den Zusammenhalt.

Nicht umsonst beginnt der Dekalog, das Grundregelwerk des Jüdischen Volkes mit: „Höre Israel …“

Vor jedem Tun kommt das Hören.  

Wenn Sie sprechen, wünsch ich Ihnen, dass Sie gehört werden … und, dass Sie hören!

Gute Worte!

In diesem Sinne wünsche ich einen guten; einen gesegneten Tag!