24.06
2024
06:50
Uhr

Mike Schuster

Viele Menschen aus Berlin und Brandenburg kennen die Rennbahn Hoppegarten als schönes Ausflugsziel im Grünen. Hier können Jung und Alt bei Pferderennen mitfiebern und eine unbeschwerte Zeit miteinander verbringen. Wenige wiederum wissen, dass dort genau vor 90 Jahren – am 24. Juni 1934 – eine Versammlung von fast 60.000 Katholikinnen und Katholiken stattgefunden hat. Der damalige Leiter der Katholischen Aktion, Dr. Erich Klausener, hat sich am Ende des Märkischen Katholikentages in einer spontanen und leidenschaftlichen Rede stark gemacht für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Und zwar auch gegenüber Menschen jüdischen Glaubens und politisch Verfolgten.

Als preußischer Beamter und engagierter Katholik hat Klausener anfangs noch versucht, Brücken zu bauen zu den neuen Machthabern. Klausener musste jedoch schmerzhaft erfahren, dass es sich zu keiner Zeit lohnt, auf menschenverachtende Ideologien hin die Hand auszustrecken: Nicht einmal eine Woche nach seiner eindrucksvollen Rede – am 30. Juni 1934 – wurde er in persönlichem Auftrag von Göring und Heydrich ermordet. Nur 17 Monate der NS-Schreckensherrschaft hat er miterlebt – er starb ohne das Wissen um Auschwitz, das wir heute nach Jahrzehnten der Aufarbeitung haben. 

In diesen Tagen und Wochen denken wir auch an 75 Jahre Grundgesetz und feiern zurecht die Errungenschaften unserer freiheitlichen und rechtsstaatlichen Demokratie. Nach dem Zivilisationsbruch der Nazi-Zeit haben engagierte Frauen und Männer ganz bewusst die Verantwortung vor Gott und die Würde des Menschen an die erste Stelle gesetzt – so wie es Erich Klausener 1934 kurz vor seinem zu frühen Tod auch getan hat. Besonders in zwei Punkten kann uns der engagierte Christ, Ehemann und Vater Erich Klausener auch heute noch ein Vorbild sein: Es ist immer wieder richtig, Brücken zu bauen und neu auf unsere Mitmenschen zuzugehen. Nur so kann Versöhnung gelingen. Wo jedoch die Freiheit des anderen in Gefahr gerät und wo die Würde des Menschen nicht mehr geachtet wird – sei es in Wort oder Tat – sind wir gerufen, mutig und ohne Angst unsere Stimme erheben.