Es kommt aus heiterem Himmel. Gerade noch schönster Sonnenschein und plötzlich öffnet sich der Himmel und es gießt aus Kannen. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich die Straße in einen reißenden Fluss. Die Leute auf der Straße versuchen sich noch schnell in Sicherheit zu bringen, Jacke übergeworfen oder Einkaufstüte auf den Kopf gesetzt, um wenigstens die Frisur zu retten, suchen sie Schutz vor dem Regen. Andere hat es so plötzlich erwischt, dass sie klatschnass von Kopf bis Fuß auf dem Fahrrad weiterfahren. Ein junger Mann im Business Anzug nimmt eine ältere Dame mit Rollator für die letzten Schritte über die Straße unter seinen Schirm.
Mich trennen nur ein paar Schritte von meiner Haustür und - wie mir jetzt auffällt - auch von meinem Regenschirm. Eigentlich ist es gar nicht mein Schirm, denn keinen der Schirme, die bei uns an der Garderobe hängen, haben wir selbst gekauft. Sie wurden vergessen, blieben stehen, hängen oder liegen, wurden gefunden, mitgenommen, weitergegeben und wechseln so ständig ihren Besitzer. Schirme – so scheint mir - widersetzen sich hartnäckig dem Konzept des Privateigentums.
Die ersten Regenschirme kamen übrigens aus Paris, als modisches Accessoire im 17. Jahrhundert. Richtig durchgesetzt hat er sich dann in England, kein Wunder bei dem Wetter dort.
Ich warte immer noch, dass der Regen weniger wird und sehe wie sich unter einem Schirm, am Späti an der Ecke, ein paar Leute drängen. Ein alter Psalm, ein Lied aus der Bibel, fällt mir ein: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt“, heißt es da. Von Schutz und Sicherheit ist die Rede. Von einem Ort, an dem ich abgeschirmt bin von den Unwettern des Lebens. Gott lässt mich nicht im Regen stehen - würde ich das frei übersetzen und so habe ich mir das als Kind auch immer vorgestellt. Erst jetzt fällt mir auf, dass der Schirm, von dem da in der Bibel die Rede ist, ein Sonnenschirm ist. Die gab es schon bei den alten Ägyptern. Da das Gewitter vorüber ist, die Sonne schon wieder durch die ersten Wolken lugt, und uns die Hitze in diesen Tagen immer mehr zu schaffen macht, werde ich diesen Schirm im Laufe des Tages vielleicht sogar nötiger brauchen.
Kommen Sie also gut beschirmt und behütet durch den Tag und ruhen Sie ab und an aus - im Schatten des Allmächtigen.