Eine Person steht im Vordergrund und zeigt mit der Hand nach vorne, als ob sie jemanden stoppen möchte. Die Hand ist deutlich sichtbar und hat einen leichten Schmutzbelag. Im Hintergrund ist eine graue Wand zu sehen.
09.07
2025
06:50
Uhr

Wie gut, wenn jemand mal „Nein!“ sagt, wenn alle „Ja!“ sagen

Ein Beitrag von Hans-Joachim Ditz

Das Gute an der Kirche ist, dass sie Ketzer hervorbringt. Wie gut, wenn jemand mal „Nein!“ sagt, wenn alle „Ja!“ sagen. Ein solcher Nein-Sager war vor 1.700 Jahren ein Mann namens Arius. Bei der Kirchenversammlung in Nicäa sagte er an entscheidender Stelle „Nein!“, was angeblich den gütigen Bischof Nikolaus, auch ein Teilnehmer der Versammlung, so in Rage brachte, dass er den armen Arius vor aller Augen ohrfeigte. 

Ja, es ging augenscheinlich rau zu bei dieser Versammlung der Frommen vor 1.700 Jahren. Und es ging ja auch um nichts weniger als die Wahrheit. Die Wahrheit des Glaubens. Hier zugespitzt in der Frage: Ist Jesus Gott oder doch nur ein Mensch, wenn auch ein besonderer, von Gott erwählter Mensch. 

Arius stellte die Göttlichkeit Jesu in Frage. Und das mit guten Gründen. Er wollte den christlichen Glauben „rein“ halten und war ein Vertreter eines strengen Monotheismus. In der Annahme einer Göttlichkeit Jesu sah er deshalb einen Rückfall in die heidnische Vielgötterei. Das wollte er unbedingt verhindern.

Ob man ihn dafür vor aller Augen ohrfeigen musste? Ich weiß nicht. Ich finde, Arius hat zumindest die richtige Frage gestellt. Deshalb plädiere ich für Nachsicht mit Arius, und übrigens auch mit allen anderen, die die den Mut haben, vermeintlich Gewissheiten in Frage zu stellen. Zwar bezweifeln Christen heute die Gottheit Jesu nicht. Trotzdem: Wie Gott wirklich ist, das weiß kein Mensch, das bleibt theologische Spekulation. Was Gott aber für uns ist, dass sehen wir mit gläubigen Augen in seinen geoffenbarten Worten und Werken: Er ist unser Schöpfer, Erlöser und Vollender. Und das ist entscheidend. Keine Macht, keine Pracht dieser Welt kann uns erlösen, Gott ist es, der uns im letzten trägt und erhält.