In dem Film „Bluemoon“, der auf der Berlinale lief und demnächst in die Kinos kommt, geht es um den Künstler Lorenz Hart. Einst ein gefeierter Songschreiber für Musicals, sitzt er nun in einer Hotelbar, trinkt, redet ohne Ende und träumt von zukünftigen Erfolgen. Im Nebenraum findet eine Premierenfeier ohne ihn statt. Er ist eine Nervensäge und zugleich verletzlich, ein genialer Beobachter mit abstrusen Ideen. Woran liegt es, dass dieser Film, erzählt nach einer wahren Geschichte, sein Publikum nicht abschreckt? Ich denke, neben der schauspielerischen Leistung von Ethan Hawke ist es der Blick, mit dem der Titelheld sich und seine Misserfolge betrachtet: ironisch, melancholisch, aber ohne Selbsthass oder Bitterkeit. Lorenz Hart scheitert, im Leben, in der Kunst und in der Liebe – er ist ein trauriger Clown. Und doch kann er hocherhobenen Hauptes abtreten. Zu scheitern, das gehört zum Leben dazu. Gerade dann ist es hilfreich, nicht diesen barmherzigen Blick auf sich selbst zu verlieren. Denn so werden wir von Gott gesehen. Ihnen eine gute Nacht!
Bluemoon
Ein Beitrag von
Evelyn Christel