06.02
2025
21:58
Uhr

Das allererste Wort war Nein

Ein Beitrag von Angelika Obert

Nein zu sagen ist gar nicht so einfach. Weil ich mich damit doch abgrenze. Andererseits: Mit dem „Nein“, das Grenzen setzt, schaffe ich mir auch einen Freiraum. Als seinerzeit Adam und Eva „Nein“ sagten zu dem Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, war das zwar das Ende ihrer paradiesischen Einheit, aber auch der Anfang ihrer Freiheit. Und so heißt es auch in einem Kindergedicht von Martin Auer

Das allererste Wort war Nein
Es kann ja gar nicht anders sein.
Das Ja lässt alles, wie es war,
doch Nein schafft Neues wunderbar.

Und was kommt nach dem so riskanten allerersten „Nein“?

Das allerzweite Wort war Du,
und dann kam erst das Ich dazu.
Ich ohne Du gibt keinen Sinn,
denn Du erst zeigst mir, wer Ich bin.

Vom dritten weiß man’s nicht genau,
vielleicht war’s Himmel oder Frau,
Glück, Liebe oder Apfelbaum,
vielleicht Vergehen oder Traum.

So schön kann man sie nacherzählen, die biblische Geschichte vom Baum der Erkenntnis.  Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen. Bleiben Sie behütet.

Martin Auer: Im Anfang war das Wort Aus: Wo kommen die Worte her? Neue Gedichte für Kinder und Erwachsene Hg. von Jochen Gelberg, Beltz und Gelberg , Weinheim, Berlin 2011