Mit den Handschuhen ist es wie mit den Schirmen. Sie bleiben liegen. Im Kino, in der Bahn, im Kaufhaus. Manchmal ist es auch nur ein Handschuh, der sich davon macht – und die Frage ist dann: Was mache ich mit dem andern, der mir als Einzelner doch nichts nützt?
Wir neigen zum Wegwerfen. Aber was, wenn das nun gerade die falsche Entscheidung ist? Dazu gibt es ein schönes Gedicht von Joachim Ringelnatz mit dem Titel:
Fand meinen Handschuh wieder
Als ich den einen verlor,
Da warf ich den andern ins Feuer
Und kam mir wie ein Verarmter vor
Schweinslederne sind so teuer
Als ich den ersten wiederfand:
Shake Hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
Und du und ich-: Im Dreierverband,
Da waren wir reich und mächtig.
Jetzt sind wir niederträchtig.
Diese Art von Reue kenne ich auch, wenn ich zu schnellfertig mit einem Verlust abgeschlossen habe. Man sollte den einzelnen Handschuhen doch eine kleine Chance geben – auch im übertragenen Sinne. Gute Nacht und bleiben Sie behütet.
Joachim Ringelnatz, Sämtliche Gedichte, Diogenes Taschenbuch, Zürich 2005