Versprochen war dem Kind noch eine Runde Memory am Abend. Aber dann kam der lange Anruf der Freundin dazwischen. Jetzt muss das Kind ohne Spielrunde ins Bett: „Bitte, ohne Protest!“ So was passiert. Als Erwachsene lassen wir uns solche Enttäuschungen gar nicht gern bieten. Wir nehmen sie übel. Wem auch immer. Und dabei könnten wir doch gerade als Erwachsene gelassener damit umgehen. Wir müssten vielleicht nicht einmal so enttäuscht sein, findet Marie von Ebner-Eschenbach. Sie notiert für sich:
„Und ich habe mich so gefreut!“
sagst du vorwurfsvoll,
wenn dir eine Hoffnung
zerstört wurde.
Du hast dich gefreut. -
Ist das nichts?
Doch, das ist etwas. Auch wenn es dann nichts wurde. Könnten wir ja die Vor-Freude aufheben. Und erneut hoffen. Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen mit Gottes Segen.
Aus: Wurzeln, die uns tragen, Hrsg. Barbara und Hans Hug, Kreuz, Stuttgart 2009