07.02
2025
21:58
Uhr

Lebenslinien

Ein Beitrag von Angelika Obert

Manche Menschen scheinen immer wie selbstverständlich voranzukommen: Von der Schule zum Beruf, von der Hochzeit bis zur Enkelschar läuft ihr Leben in gerader Bahn. Doch bei andern bleibt etwas offen – oder will sich auf diese Art gar nicht erfüllen. Der Dichter Friedrich Hölderlin war einer von dieser zweiten Art. Es war ihm nicht gegeben, den sogenannten Platz im Leben wirklich zu finden. Umso mehr hat er empfunden und zum Ausdruck gebracht, was dahinter ist – und auch diese schönen Zeilen geschrieben:

Die Linien des Lebens sind verschieden,
wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen.
Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen
Mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden.

Ja, auch ich glaube:  Gott wird sie ergänzen, eine jede Lebenslinie, wie krumm sie hier auf Erden auch aussieht. Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen und Gottes Segen.

Friedrich Hölderlin, Werke und Briefe, Erster Band Gedichte Hrsg. Friedrich Beißner und Jochen Schmidt, Insel, Frankfurt/M. 1969