17.02
2025
21:58
Uhr

Entschleunigung

Ein Beitrag von Angelika Obert

Viel schaffen, viel erreichen, viel erleben – das gilt als erstrebenswert. Viele gewöhnen sich dabei ein Tempo an, bei dem der Genuss auf der Strecke bleibt. Auch das Essen und Spazierengehen muss dann schnell gehen. Der spanische Philosoph Balthasar Gracián schrieb dagegen schon im 17. Jahrhundert: Die Sachen zu verteilen wissen, heißt sie zu genießen verstehen. Viele sind mit ihrem Glück früher als mit ihrem Leben zu Ende; sie verderben sich die Genüsse, ohne ihrer froh zu werden. Sie sind Postillione des Lebens, die zu dem allgemeinen raschen Lauf der Zeit noch das ihnen eigene Stürzen hinzufügen. .... Man sei langsam im Genießen, schnell im Wirken; denn die Geschäfte sieht man gern, die Genüsse ungern beendigt. 

So wäre zu fragen: Was will ich morgen genießen – und also ganz langsam tun? Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen. Bleiben Sie behütet. 

Balthasar Gracián, Handorakel und Kunst der Weltklugheit. Hrsg. von Arthur Hübscher, übersetzt von Arthur Schopenhauer, Stuttgart, Reclam 1954