Im langen Winter haben wir das wieder gelernt: Uns nach dem Frühling zu sehnen. Uns vorzustellen, wie die Welt aussieht, wenn sie wieder grün ist. Das wird ja doch kommen. Es ist noch jedes Jahr gekommen.
Und so ist’s auch mit dem eigenen Leben: Es gibt immer noch eine andere Dimension als die, die wir gerade sehen und erleben.
„Wintertrost“ nennt Rudolf Alexander Schröder sein Gedicht, das aber nicht nur für den Winter gemeint ist:
Wenn dich die Nähe quält,
Denk an die Ferne,
Wenn dir die Sonne fehlt,
Blick in die Sterne.
Einer ist nah und weit,
Nah wie dein Wille,
Fern wie die Ewigkeit:
Denk’s und werd stille.
Vielleicht gelingt’s, dass wir die andere Dimension im Blick behalten, auch wenn uns der Alltag in seinen Klauen hat. Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen.
R.A. Schröder, in: Geistliche Gedichte, Eine Anthologie deutscher religiöser Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart, Hg. Hans-Rüdiger Schwab, Insel, Ffm 1983