Ein Stapel von sieben Steinen steht auf einem Kiesstrand. Im Hintergrund erstreckt sich ein Steg ins Wasser, an dem ein historisches Gebäude sichtbar ist. Der Himmel ist bewölkt und das Wasser wirkt ruhig.
04.10
2025
21:58
Uhr

Stille

Ein Beitrag von Frank Küchler

Eine Woche auf der Insel Hiddensee im Mai. In einem Gedichtband mit Gedichten über die Insel stoße ich auf Wolfgang Jenik, der einen Teil seiner Kindheit und Jugend auf der Insel verlebt hat. Sein Gedicht „Stille“ hat mich dazu gebracht, neu über den Wert der Stille nach-zudenken. Ja, nicht nur das. Es wurde mir erneut bewusst, dass es eines meiner Grundbedürfnisse ist, mich in die Stille zu begeben. 

Das mag daran liegen, dass ich immer ein Großstadtmensch gewesen bin, der zeitweise so etwas wie einen Gegenpol gesucht hat. Aber die Stille hat ja auch eine spirituelle Dimension. Ich weiß, dass ich in der Stille eher empfänglich bin für die Begegnung mit Gott, für das Gebet. 

Hier ist der Himmel noch hoch.

Hier geht der Blick noch weit.

Hier kannst du noch träumen.

Hier ruht die Zeit.

Hier kannst du vergessen, 

was dich bedrückt.

Hier bist du Mensch,

von Stille beglückt. (1)

Ich habe es selber in der Hand, an welche Orte ich mich begebe. Aber dazu muss ich wissen, was mir guttut. Und was nicht. Das Liebesgebot der Bibel ermutigt mich hierzu. Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Die Liebe zu mir selbst hilft, Orte zu finden, die mir guttun. Und Orte zu meiden, die mir nicht guttun. Ich habe es selber in der Hand. 

Eine gute Nacht mit Gottes Segen. 

 

  1. Wolfgang Jenik in: Renate Seydel (Hg.): Hiddensee. Inselgedichte, Rostock 2019, S. 175.