18.02
2025
06:50
Uhr

Abschied in der Gemeinschaft und die Kraft der Hoffnung

Wie Rituale und Zusammenhalt helfen, mit Verlust umzugehen

Ein Beitrag von Elena Griepentrog

Ein Abend im letzten Dezember. Mein Handy klingelt. Corinna ist dran, eine liebe Bekannte aus meiner spirituellen Gruppe. „Ich habe eine schlimme Nachricht“, sagt Corinna. „Johanna ist heute Morgen gestorben“. Johanna, auch sie aus unserer Gruppe, gerade 51 Jahre alt. Morgens einfach nicht wieder aufgewacht. Was ist bloß passiert? Wie geht es ihrem Mann Andreas und den gerade volljährigen Kindern? Was können wir für sie tun? 

Ich bin zum Glück nicht allein. Blitzschnell haben sich einige Leute aus unserer Gruppe verständigt. Sie alle kannten Johanna schon seit Jahrzehnten. Wir wollen zusammen an sie erinnern, auch mit der Familie. Die christliche Tradition fängt uns mit ihren alten Ritualen auf, nie waren wir dankbarer dafür als heute. So treffen wir uns schon einige Tage später alle zum rituellen Totengebet in der Kirche. Inzwischen wissen wir: Es war eine Embolie. Sehr selten in ihrem Alter. Die Kirche ist rappelvoll, auch unzählige Kollegen und Kolleginnen sind da, Freunde und Freundinnen, Nachbarn. Ein gemeinsames Beten, eine vereint erlebte Fassungslosigkeit von allen Anwesenden. Aber auch Trost durch heilsame Worte der Bibel, die schon so viele Generationen vor uns gehalten haben. Am Schluss des Totengebets kann jeder eine Kerze für Johanna entzünden. Es wird ein üppiges Kerzenmeer vor dem Altar. 

Danach treffen wir uns als Gruppe im Gemeindezentrum. In großer Stille  schneiden wir Sterne aus Papier aus. Schreiben darauf, wofür Johanna für uns stand. In sehr persönlichen Worten. „Großes Herz“, „Macherin“ oder „Dankbarkeit, dich gekannt zu haben“. Die Sterne tunken wir in heißes Wachs. Sie sollen mit aufs Grab.

Schon am nächsten Tag ist die Beerdigung. Wir geben alle zusammen Johanna der Erde zurück. Und in die Hände Gottes. Hinterher – Andreas besteht darauf - stoßen wir alle mit Sekt auf Johanna an, auf ihr Leben, darauf, dass wir sie hatten. 

Vor allem für Andreas und seine Kinder ist der Weg noch lange nicht zu Ende. Aber wir sind weiter an ihrer Seite. Sie müssen den Weg nicht allein gehen. Und wir alle spüren mitten in der Trauer: Das Leben ist stärker als der Tod.