Matthias Steiner beginnt mit 12 Jahren mit dem Leistungssport. Als er 17 ist, stirbt sein Trainer an einem Hirntumor, vor Matthias Augen. Einen Tag vor seinem 18. Geburtstag bekommt er selbst die Diagnose Diabetes 1, liegt Wochen lang im Krankenhaus. Er sei schwer krank, müsse mit dem Leistungssport aufhören. Worte wie ein Todesurteil für einen 18jährigen. Doch mit Insulinpumpe und starkem Willen geht es weiter mit dem Sport und dem Leben. Mit 23 heiratet er und bereitet sich auf die Olympischen Spiele vor.
Und dann der Tag im Juli 2007. Matthias ist schon zu Hause und kocht. Plötzlich klingelt das Telefon. „Ihre Frau hatte einen Autounfall. Kommen Sie ins Krankenhaus.“ Als er aus dem Fahrstuhl in der Unfallchirurgie tritt, sieht er Blutspuren auf dem Boden. Stundenlang muss er warten. Matthias dämmert, wie schlimm es wirklich ist. Gerade noch kann er seine Frau ein paar Minuten lebend sehen. Dann tritt er ein, der gefürchtete Dauerton, seine geliebte Frau ist tot. Matthias ist Witwer, noch keine 25 Jahre alt. Er ist wie von Sinnen, wütend auf alles und jeden. Isst Tage lang gar nichts. Klammert sich an den Pullover seiner Frau, in dem noch ihr Geruch hängt.
Irgendwann holt ihn sein Trainer langsam zurück in den Sport, zurück zur Vorbereitung für Olympia. Und am 19. August 2008 tritt er in Peking tatsächlich aufs Siegertreppchen. Matthias Steiner ist Olympia-Sieger im Gewichtheben im Superschwergewicht. Vielleicht erinnern sie sich noch an den kräftigen jungen Mann, wie er lachend seine Goldmedaille hochhält. Und ein Foto seiner verstorbenen Frau Susann. Die zahllosen Interviews danach seien seine eigentliche Therapie gewesen, sagt Matthias Steiner heute. Zwei Jahre später heiratet er noch einmal und ist heute glücklicher Ehemann, Vater von zwei halbwüchsigen Söhnen und Unternehmer. Ein gereifter Mensch.
Nein, nicht jeder schafft es, einen solchen Schicksalsschlag hinter sich zu lassen. Und nicht jeder muss es schaffen, manchmal kann man es nur annehmen. Und doch, was für ein Hoffnungszeichen, das Leben von Matthias Steiner. Das Leben ist eben doch stärker als der Tod.