Letzte Woche erzählte mir eine Freundin am Telefon, wie sehr sie die Adventszeit dieses Jahr stresst: „Stell dir vor, ich hab noch nicht einmal einen Adventskranz! Und der Adventskalender für die Große ist auch noch nicht fertig. Wie soll denn da Weihnachten werden? Alles fühlt sich nur überfrachtet an.“
Ihre Worte berühren mich sehr und ich kann mir denken, dass es vielen ähnlich geht. Pünktlich zur Adventszeit steigt der Druck – beruflich wie privat.
Mir gefällt allerdings der Gedanke, dass es im Advent aber eigentlich gar nicht darum geht, super produktiv oder schon mit allem fertig zu sein. Im Gegenteil: Der Advent ist eine bewusst eingeplante Zwischenzeit. Wie gemacht für Fragen, für Ungelöstes und Unfertiges. Es ist eine Zeit des Wartens. Statt aber zu warten, erwarten wir ganz schön viel. Wir haben ganz genaue Vorstellungen, wann was wie fertig sein oder stattfinden soll.
Mir hilft da ein Blick auf Johannes vom Kreuz. Er ist ein frühneuzeitlicher Heiliger und kennt schwere, dunkle Zeiten. Heute feiert die Kirche seinen Gedenktag. Den Zustand, in dem wir uns überfordert und verloren fühlen, so wie meine Freundin gerade, nennt er die "dunkle Nacht der Seele". Und er sagt: Gerade in solchen dunklen Zeiten können wir Gott am leichtesten begegnen. Auch deswegen feiern wir Weihnachten traditionell in der dunklen Jahreszeit. Für Christen ist Jesus, auf den in der Adventszeit gewartet wird, wie ein Licht in der Dunkelheit. Wir glauben, dass die Kraft Gottes, die Jesus als Mensch verkörpert, uns neue Ideen geben kann, um unser Leben positiv zu gestalten.
Dass wir im Advent auf dieses Licht und diese Kraft warten, klingt zunächst passiv. Doch es ist ein aktives Warten gemeint, ein Sich-Öffnen für das, was zu uns kommt, wenn wir still werden. Johannes empfiehlt, immer wieder ganz bewusst zu horchen – und zwar in unser Inneres hinein. Sei es im Gebet, in der Stille, der Meditation oder bei einem bewussten Spaziergang. Für ihn ist Gott nämlich in der Mitte unserer Seele zu finden.
So kann dann Weihnachten werden – nicht durch fertige Adventskränze oder perfekte Kalender – sondern durch Momente des aktiven Wartens, in denen wir offen sind für das, was uns in uns selbst entgegenkommt.