Es war vor Jahren. Wir waren mit unserem Wohnwagen und den vier damals noch kleinen Kindern im Urlaub auf Elba. Toller kleiner Campingplatz. Wir standen direkt in erster Reihe. Der Platz war zur steil abfallenden Küste nur mit einem Zaun gesichert. Dahinter ging es 15m in die Tiefe. Dann Strand. Ein herrlicher Ausblick. Ein warmer Abend, Sonnenuntergang, dazu ein Glas kalter Rosé in der Hand und die Seele baumeln lassen. Wunderbar. Am Horizont dann plötzlich dunkle Wolken. Eine Kaltfront war angekündigt mit schweren Gewittern. Der Wind frischte schon langsam auf. Also begannen wir aufzuräumen, das Vorzelt extra zu sichern und alles gut zu verstauen.
Unsere Nachbarn waren besonders hektisch. Kein Wunder, alles lag draußen: Schlauchboot, Grill, tausend Kleinigkeiten. „O je, jetzt können wir nur noch beten, dass alles hält“, rief sie zu mir rüber.
„Na, hat das Beten geholfen?“ Ich gebe zu, meine Frage am nächsten Morgen war fast schon unverschämt. Aber es ist doch wohl wahr: Gegen Sturm helfen Heringe und wenn es regnet, sollte man sich entsprechend anziehen, oder? „Wissen Sie“, sagte die Frau, „Sie haben ja Recht, aber wir hatten halt so richtig Angst.“
Das mit der Angst konnte ich gut verstehen. Menschen, die Angst haben, sind mir sympathischer als die, die sich vor nichts fürchten. Ich bin ganz froh darüber, dass ich manchmal ängstlich bin. Gut, die Angst vor dem Zahnarzt, die müsste nicht sein. Aber wenn ich sonst vor gar nichts mehr Angst hätte, würde ich leichtsinnig werden.
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ sagt Jesus. Das bedeutet nicht, dass Angst sofort verschwindet. Das Gewitter damals auf Elba war heftig, doch es ging vorbei. In allem darf ich wissen: Jesus ist mit mir – in den Stürmen und in der Stille danach.
Ich werde wohl auch weiterhin empfehlen, die Zelte bei Sturm festzumachen. Allerdings werde ich auch das Gebet empfehlen. All denen, die einen Ort für ihre Angst suchen. Allen, die mit Gott rechnen und seine Wirklichkeit in ihr Leben holen wollen.
Jesus sagt zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“