Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich habe Gliedmaßen und Organe,
Adern, durch die Blut fließt, Knochen, Sehnen, Muskeln und Gewebe,
Haut mit feinen Härchen, die sich aufstellen,
wenn mich etwas erschaudern lässt.
Ich besitze ein Gehirn und Synapsen und noch so Neuro-Zeug,
von dem ich nichts verstehe, obwohl ich es jeden Tag benutze.
Ich habe das alles – und ich bin es zugleich.
Eben ein Mensch aus Fleisch und Blut. – Und keine künstliche Intelligenz!
Obwohl ich Ihnen das nicht einmal beweisen kann.
Jetzt. In diesem Moment. Da hören Sie nur meine Stimme.
Die könnte auch eine künstlich erzeugte sein.
Und aus all den Informationen, die von mir bislang digital gespeichert wurden,
könnte nun eine KI (eine künstliche Intelligenz) einen neuen Beitrag zusammensetzen.
„Hallo Chat-GPT, bau mir mal einen Morgenstart von einem Pfarrer.
Der soll was Freundliches zu den Hörerinnen und Hörern sagen.
So etwas mit: Gott liebt alle Menschen, egal, was sie verbocken.
Ein wenig Witz und eine kleine Pointe am Schluss.
Etwas Versöhnliches, das die Leute mit auf ihren Weg in den Tag nehmen können.“
Wäre möglich…
Und Gott? Ist Gott aus Fleisch und Blut oder eine KI?
Generiert aus einer unendlichen Menge von Daten mit dem Auftrag,
allgemeingültige Regeln für das Zusammenleben der Menschen zu erstellen.
Solche wie: Liebe Gott und deine Nächsten wie dich selbst.
Als es noch keine KI gab, über 1900 Jahre ist es her, schrieb jemand auf:
Gott wurde ein Mensch aus Fleisch und Blut und wohnte unter uns.
In einem jüdischen Rabbiner lange vor unserer Zeit
sahen Menschen so viel Wunderbares und Wahrhaftiges,
dass sie in ihm Gott selbst wahrnahmen. So menschlich ist Gott,
empfanden sie und seither viele weitere Christinnen und Christen. Ich auch.
Jesus von Nazareth, ein Jude, Anhänger einer Religion,
die mit allen nachfolgenden Weltreligionen glauben,
dass es einen Gott gibt, Vater und Mutter aller Menschen.
An diesem Gott misst sich alle Menschlichkeit,
alle Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, Feindesliebe und Versöhnungsbereitschaft.
Darüber staune ich, und es stellen sich mir die feinen Härchen auf.
Erschaudern kann keine künstliche Intelligenz.