09.09
2024
06:50
Uhr

Danke

Ein Beitrag von Olaf Trenn

„Danke für diesen guten Morgen.“
Höchstwahrscheinlich kennen Sie dieses Lied,
selbst dann, wenn Sie mit Kirche nicht viel am Hut haben.
1961 hat das Danke-Lied einen Preis gewonnen.
Es war Siegertitel eines Wettbewerbs für neue geistliche Lieder.
Ein Jahr später bringt der Botho-Lucas-Chor das Lied 
im Schlagersound der frühen Sechziger Jahre als Single heraus.
1963 erreicht es sechsstellige Verkaufszahlen und ist für sechs Wochen 
unter den ersten zehn der Bundesdeutschen Hitparade.

Alle, die diese erste Zeile beim Zähneputzen oder Kaffeekochen vor sich hin summen, 
haben die Nacht überstanden und sind in einem neuen Tag gelandet.
Darum: „Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag.“
Im Wiederholen dieses Ohrwurms wird aus dem einmaligen Dank
eine Dankbarkeitsübung für jeden Tag. Schon klar: 
Längst nicht alle enthalten den gewünschten Inhalt.
Doch ein Umtausch ist ausgeschlossen. Kein Tag kommt wieder.
Jeder Tag ist einmalig, und von da an Teil meines Lebens.

Dankbarkeitsübungen zeigen positive Effekte. Das lässt sich belegen.
Dankbarkeits-Apps fürs Handy, analoge Dankbarkeits-Tagebücher, 
das Sammeln und Notieren von Glücksmomenten:
Alles wirksame Anwendungen bei Stimmungsschwankungen.
Sie können mich aus dunklen Traurigkeitsspiralen herausholen.
Ich habe ein Gegenüber, dem ich Danke sagen kann. 
Allein das hilft schon. Dankbarkeit ist so fast wichtiger für mich als für andere.

Was mich nachdenklich stimmt: Manche Christinnen und Christen 
machen aus der Dankbarkeit so etwas wie einen Leistungssport. 
Das setzt sie unter Druck. So als ob Gott Dankbarkeit einfordert! 
Kann man Gott überhaupt je genug dankbar sein? Das bereitet dann Kummer und die Angst: Gott wird nicht zufrieden mit mir sein. 
Ich müsste noch viel dankbarer sein.

Nein, muss ich nicht. Was Gott gibt, ist reine Gabe. Gegengaben ausgeschlossen.
Gott zu danken, das bedeutet schlicht anzuerkennen und zu verstehen: 
Mein Leben ist ein Geschenk, und Dankbarkeit ist reine Freude 
über mein Leben als Gottesgabe.

Sich über das Leben zu freuen, das gelingt – weiß Gott – nicht immer. 
Auch dafür gibt es eine Zeile in diesem Lied: 
„Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag.“