Manche Leute haben eine Tatkraft in sich, die mich zum Staunen bringt. „Wo nehmen die ihre Energie her?“, frage ich mich. Und dann ein zweiter Gedanke: „Mit welcher Entscheidungsstärke sind diese Menschen begabt, die so mir nichts, dir nichts – als wäre es das Leichteste auf der Welt – aus dem Alltagstrott ausbrechen? Sie lassen das monotone tagein, tagaus einfach hinter sich. Und haben dabei ein Ziel vor Augen.
Ich stelle mir den Apostel Barnabas gern als einen solchen Menschen vor. Ein Mann, der das Christentum in der Anfangsphase stark geprägt hat und trotzdem seltsam im Dunkeln bleibt. Heute ist sein Feiertag.
Die wenigen sicheren Informationen über Barnabas lassen Raum für etwas Fantasie. Eine Persönlichkeit, die in kein Schema eingeordnet werden kann. Ich male mir aus, dass sich Barnabas mehrmals neu hat erfinden müssen, die Segel neu gesetzt hat, die Wegrichtung geändert hat. Und gleichzeitig hatte er offenbar einen guten inneren Kompass, der ihn zu jedem Zeitpunkt gut geleitet hat.
Die Geschichte fängt damit an, dass Barnabas ein Stück Land verkauft und den Erlös der christlichen Gemeinde in Jerusalem zur Verfügung stellt. Wir wissen nicht, wie sehr er den Verkauf in seinem Portemonnaie spürte. Oder ob er sogar seine Erwerbsgrundlage aufs Spiel setzte. Er lenkte sein Leben in eine neue Richtung, das beeindruckt mich daran.
Barnabas kam aus Zypern nach Jerusalem. Später ging er von dort weg und tauchte an verschiedenen Orten wieder auf, die heute zur Türkei gehören. Dort gründete und leitete er christliche Gemeinden. Er war auch eine Zeit lang mit dem Apostel Paulus unterwegs und unterstütze ihn bei seiner Missionstätigkeit. Dann zerstritten sie sich und gingen getrennte Wege.
Das spricht dafür, dass Barnabas kein Mitläufer war, sondern seinen eigenen Kopf hatte. Er war sicher in seiner Meinungsbildung und handelte dementsprechend. Und gleichzeitig wird er als umsichtiger Vermittler und engagierter Organisator beschrieben. Ich wüsste gern, was er mir heute zu sagen hätte.