14.06
2024
06:50
Uhr

Essen

Manchmal ertappe ich mich: beim Essen. Ich sehe mir was im Fernsehen an, blättere durch eine Zeitschrift, checke meine Mails und nebenbei, eigentlich völlig mechanisch, beiße ich wo ab, kaue und schlucke an meiner Mahlzeit herum. „Stopp!“, denke ich, wenn ich mich darauf konzentriere, was da gerade passiert. Das fühlt sich irgendwie falsch an.

Ich erinnere mich daran, wie ich in der Küche gestanden und einige Sorgfalt darauf verwendet habe, dieses Essen zuzubereiten. Außerdem habe ich im Supermarkt darauf geachtet, dass mir nicht alles in den Wagen kommt. Ich habe viele gesunde Dinge eingekauft: Salat, verschiedene Gemüsesorten, ein gutes Brot. Bioprodukte waren auch dabei.

Es steckt eine Menge Aufwand in diesem Essen, wird mir klar. Und es macht mich unzufrieden und auch etwas ratlos, dass ich so oberflächlich damit umgegangen bin: Ich habe mir Nährstoffe zugeführt und meinen Energiehaushalt aufgeladen. Das wars im Wesentlichen.

Ich entsinne mich einiger Stellen aus der Bibel, in denen das Essen eine Rolle spielt. Am meisten gefallen mir Geschichten von großen Festen, von Hochzeiten zum Beispiel oder vom Wiedersehen unter alten Freunden. Da wird alles aufgefahren, was sich nur irgendwie auftreiben lässt.

Diese Geschichten lassen nachempfinden, dass in einem guten, aufwändig hergestellten Essen positive Emotionen, Wertschätzung und Entgegenkommen enthalten sein können. Wenn ich jemand richtig nobel einlade, will ich damit vielleicht ausdrücken, dass mir diese Person wichtig ist und wie glücklich ich darüber bin, sie wiedergetroffen zu haben. Man sagt, man schmeckt die Liebe, mit der etwas zubereitet wurde. Das ist heute noch so wie in alten Zeiten.

Diese Art von Botschaften austauschen – das geht sicher nur zu zweit oder wenn mehrere am Tisch sitzen. Warum also nicht öfter Gelegenheiten suchen, bei denen man mit Anderen Zeit beim Essen verbringen kann und nicht allein? Oder wenigstens – wenn ich doch mal wieder nur für mich selber gekocht habe – dieser Mahlzeit bewusst einen Stellenwert geben: Jetzt gönne ich mir was!