01.04
2025
06:50
Uhr

Seliger Petro Werhun

Brücken bauen, ein gefährlicher Job

Es war weit vor der Wende. Jedes Jahr trafen wir uns im Josefsheim in der Pappelallee in Prenzlauer Berg, um gemeinsam mit dem Bischof die Kar- und Ostertage zu feiern. Wir, das waren die Theologiestudenten aus dem Ostteil und dem Westteil unseres Bistums. Das Haus der Karmelitinnen in der Pappelallee war damals eine Brücke zwischen Ost und West. Allerdings war der Weg für uns Westberliner oft mit vielen unangenehmen Kontrollen, Durchsuchungen und Verhören verbunden. Schon damals musste ich erfahren, dass „Brückenmenschen“ gefährlich leben. 

Viel später habe ich erfahren, dass schon früher in der Pappelallee ein Brückenbauer lebte, der allerdings den wenigsten bekannt ist: Petro Werhun. Er ist 1890 in der Ukraine geboren, nicht weit von Lemberg. 1927 wurde er in Berlin Seelsorger für die ukrainischen Katholiken und lebte im Josefsheim. Er wollte den Ukrainern bei uns eine Heimat geben. Außerdem hielt er Vorträge über die byzantinische Liturgie und förderte so den Dialog zwischen der Ost- und der Westkirche.

Den Menschen, und hier besonders den Ukrainern, eine Heimat zu geben und den Dialog zwischen Völkern und Konfessionen zu fördern – wer hätte damals gedacht, wie aktuell das Bemühen von Petro Werhun wieder werden würde.

Wer Brücken bauen und somit Menschen zueinander bringen möchte, muss sich positionieren. Petro Werhun hat sich auf die Seite der Menschen gestellt und sich damit angreifbar gemacht. Von der Gestapo wurde er überwacht. Als dann die Rote Armee Berlin besetzte, wollte er seine Gemeinde nicht im Stich lassen. Im Juni 1945 wurde er verschleppt und zu 8 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 

Es scheint oft leichter, die Welt mit zwei Farben zu malen: schwarz oder weiß, Feind oder Freund. Ich bewundere Menschen, die auch auf der anderen Seite etwas Liebenswertes entdecken und so Brücken bauen. Die bringen wirklich Farbe in die Welt.