03.04
2025
06:50
Uhr

Gregor der Große

Weglaufen oder Bleiben

Rom ist immer eine Reise wert – damit werben viele Reiseveranstalter. Ich kann Ihnen aber versichern: wenn Sie das Rom sehen würden, das Papst Gregor erlebt hat, würden Sie Ihre Reise auf der Stelle stornieren. Eine Brandkatastrophe hat die halbe Stadt zu einer Ruinenlandschaft gemacht. Kurze Zeit später trat auch noch der Tiber über die Ufer und ließ neben der Verwüstung ganzer Stadtviertel die Pest und viele andere Infektionskrankheiten zurück. Es war zum Weglaufen.

Gregor wollte auch weglaufen, aus der Stadt, vor allem vor der Aufgabe, die Kirche zu leiten. Er war ein einflussreicher Stadtpräfekt, von den Leuten sehr geschätzt. Gregor tauschte die Amtstracht des Präfekten gegen ein schlichtes Mönchsgewand und wollte als Missionar nach England gehen. Doch die Römer ließen ihn nicht ziehen. Er versuchte ein zweites Mal zu entkommen, diesmal auf einem Bauernkarren in einem Gemüsekorb versteckt. Es nutzte nichts, die Römer fanden ihn doch. Und so wurde er am 3. September 590 Papst. 

Was hat er als Papst getan? Das kann ich mit wenigen Worten sagen: sein ganzer Einsatz galt nun den Menschen, die in Armut und Elend lebten. Aus seiner Zeit als Stadtpräfekt kannte er sich gut aus in organisatorischen Strukturen. Er hatte sich tolle Leute gesucht, die ihn im Kampf gegen das Elend unterstützten. Eines Morgens wurde ihm kurz vor der Messe berichtet, dass ein Mann vor Entkräftung zusammengebrochen sei. Papst Gregor zog die Gewänder wieder aus: „Wenn in Rom einer vor Hunger stirbt, kann der Papst nicht die Hl. Messe zu feiern.“

Ja, es war zum Weglaufen. Aber am Ende ist Gregor nicht weggelaufen, sondern ist gerade denen beigestanden, die nicht weglaufen konnten, weder aus der Stadt noch aus der Armut. Ich bewundere solche Menschen wie Papst Gregor. Allein aus diesen wenigen biographischen Hinweisen kann ich verstehen, warum man ihn bald „den Großen“ genannt hat.