12.03
2025
06:50
Uhr

Die Magd des Hohenpriesters

Zwischen Angst und Liebe

Sie war eher eine Randfigur in der Bibel, und doch hat sie einen gestandenen und selbstbewussten Mann zum Einknicken und später zum Weinen gebracht – eine einfache Magd. Ich mag solche Personen. Sie tauchen auf, sagen einen Satz oder tun etwas und verschwinden wieder – aber im Leben der Menschen ändert sich viel.

Petrus war Jesus bis in den Hof des Hohenpriesters gefolgt. Die vorausgegangene Nacht war furchtbar. Soldaten hatten Jesus festgenommen, und Petrus wusste genau, was Jesus bevorstand: er sollte sterben. Da kommt eine Magd und spricht ihn an: „Du gehörst doch auch zu diesem da. Du sprichst doch die gleiche Sprache.“ Und „ich habe dich bei ihm gesehen.“ Schlichte Feststellungen, mehr nicht – aber die haben dem Petrus buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen.

Petrus bekommt Angst um sein Leben. Er wandte sich, beteuerte, fluchte sogar: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Und er ist weggerannt. Vor der Magd konnte er weglaufen, vielleicht auch noch vor seinem Todesurteil. Aber da gab es noch etwas, vor dem er nicht weglaufen konnte und auch nicht wollte, nämlich vor sich selbst und vor seiner Liebe, die er zu Jesus empfand. Bis zum Krähen des Hahnes am Morgen verleugnet er Jesus drei Mal. Bitterlich fängt er an zu weinen.

Glücklicherweise droht mir nicht gleich der Tod, wenn ich mich zu Jesus bekenne. Aber auch heute ist es nicht immer einfach, zu meinem Glauben an ihn zu stehen. Was ist stärker? Meine Angst, von anderen belächelt oder verspottet zu werden, oder meine Liebe?

Mit ihrer einfachen Feststellung hat die Magd Petrus zum Einknicken und zum Weinen gebracht, aber vielleicht auch zum Lieben. Jemanden zu lieben macht mich angreifbar. Wie Petrus muss ich mich entscheiden, und diese Entscheidung kann schwach und schmerzlich ausfallen. Und doch hat die Magd dazu beigetragen, dass die Liebe des Petrus dadurch gereift ist. So eine Magd täte mir sicher auch gut – nicht nur in der Passionszeit.