05.04
2025
06:50
Uhr

Knud von Dänemark

Abbrechen eines Krieges – Schwäche oder Stärke?

Erinnern Sie sich noch an Knud? – Natürlich, den kleinen Eisbären, der im Jahr 2006 im Berliner Zoo geboren wurde, und dem die Herzen der Menschen nur so zugeflogen sind. Tausende standen vor seinem Gehege und freuten sich an seinen ersten tapsigen Gehversuchen. Ich war auch ganz angetan von dem kleinen Eisbären. Der war wirklich süß.

Ich denke aber noch an einen anderen Knud, an König Knud IV. von Dänemark. Er regierte von 1080-1086. Ihm sind die Herzen überhaupt nicht zugeflogen, obwohl er ein intelligenter, aufgeschlossener und liebenswürdiger Mann war. Er hatte es nicht leicht, sich gegen den Standesegoismus des dänischen Adels durchzusetzen. Auch sein Einsatz für die Kirche fand keine große Gegenliebe. 

Zum endgültigen Verhängnis wurde ihm der Versuch, gegen England vorzugehen und keinen Geringeren als Wilhelm den Eroberer von seinem Thron zu vertreiben. Als Knud merkte, dass sein Plan zum Scheitern verurteilt war, ließ er von seinem Englandfeldzug ab. Das wurde ihm als Schwäche ausgelegt und machte die Stimmung gegen ihn in Dänemark noch feindseliger. Im Sommer 1086 brach ein Aufruhr gegen ihn los. Knud suchte in der Kirche von Odense Zuflucht, wo er von seinen eigenen Landsleuten ermordet wurde.

Viele pilgern heute zu seinem Grab, über dem inzwischen der St. Knuds-Dom errichtet ist. Manchmal brauchen Menschen eben länger, um zu erkennen, dass das Ablassen von einem Krieg nicht unbedingt Schwäche bedeuten muss, sondern eher ein Zeichen von innerer Größe sein kann. 

Der kleine Eisbär im Berliner Zoo hat die Herzen der Menschen schneller erobert als König Knud. Aber ob man in 1000 Jahren noch an ihn denkt?