Heute ist „der Tag danach“: der Tag nach der Wahl. Die Hochrechnungen, die Interviews und Diskussionsrunden des Wahlabends sind vorbei, zusammen mit einem Teil der unterschiedlichen Emotionsstürme. Heute beginnt wieder der Alltag. Alles anders? Oder alles neu? Manche hoffen darauf. Doch erst im Alltag wird sich zeigen, was tatsächlich anders wird. In dieser Hinsicht haben Wahlen ja durchaus etwas mit Neujahrsvorsätzen gemeinsam: Erst ein paar Wochen später sieht man, was wirklich daraus geworden ist.
Dennoch, das Bedürfnis, dass etwas anders, dass etwas neu wird, treibt viele unserer Entscheidungen an. Sie kennen sicher auch diese Momente, in denen man denkt: „Ich will nicht, dass es so weitergeht.“ Und dann wird man aktiv.
Manchmal sind es eher nebensächliche Dinge, die man dann unternimmt – vielleicht das Wohnzimmer umräumen oder sich neu einkleiden. Manchmal geht man wirklich große Schritte: eine neue Arbeitsstelle, ein neuer Wohnort, womöglich sogar eine neue Beziehung.
Aber irgendwann kommt er, „der Tag danach“, an dem man sich fragt: „Was hat sich jetzt tatsächlich verändert? Ist das entstanden, was ich mir gewünscht hatte? Oder heißt es doch wieder: ‚… und täglich grüßt das Murmeltier‘?“
„Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ heißt es in der Bibel im Buch Prediger. Ein Zitat, das als Sprichwort in unsere Alltagssprache eingegangen ist. „Unter der Sonne“, also Leben auf dieser Erde, das Unmittelbare, was das Leben aus menschlicher Perspektive ausmacht. Der Verfasser dieses Zitats ist ein nüchterner Beobachter, er kommt zu der Schlussfolgerung: Was Menschen aus eigenen Kräften und Ideen heraus tun, ist „wie der Versuch, den Wind einzufangen“. Alle großen Errungenschaften haben nach der ersten Euphorie den „Tag danach“, an dem sich die Welt einfach weitergedreht hat. Sie sind vergänglich.
Deswegen empfiehlt der Verfasser des Buches Prediger, den Blick über das rein Irdische hinaus zu lenken, sozusagen von „unter der Sonne“ hin zu „über der Sonne“. Hin zu Gott und seinen Gedanken für das Leben. Denn, so sagt der Autor: Was Gott tut, besteht ewig. Mit anderen Worten: An unseren „Tagen danach“ ist Gott immer schon da und hat einen Plan.