27.02
2025
06:50
Uhr

Was gibt’s Neues?

Ein Beitrag von Doris Leisering

Mögen Sie Neuigkeiten? – „Kommt drauf an“, denken Sie jetzt vielleicht. „Kommt drauf an, ob es gute oder schlechte Neuigkeiten sind.“ Wenn man der Logik des Internets folgt, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass alle Neuigkeiten gut sind, solange sie so viele Klicks wie möglich zu generieren. Reißerische und irreführende Überschriften führen oft zu völlig belanglosen Inhalten. „Click bait“ heißt das im Jargon, also „mit Klicks ködern“. Irgendein „Fisch“, der gerade durchs Netz schwimmt, wird schon anbeißen.

Ganz ehrlich: Mich ärgert das. Nicht nur, weil ich das Gefühl habe, dass mir da Leute meine Zeit stehlen wollen. Sondern vor allem, weil sich diese Sensationsmentalität schleichend in den zwischenmenschlichen Umgang überträgt. Da wird die Frage „Und, was gibt’s Neues?“ zu einem zweischneidigen Schwert. Sie kann der Einstieg in einen echten Austausch sein. Aber ich beobachte auch, dass dann im Gespräch schnell aussortiert wird. „Ach, bei dir gibt’s nichts Neues? Dann suche ich mir lieber einen interessanteren Gesprächspartner.“ Dabei, so fürchte ich, verschenkt man oft die Chance auf echte Beziehung.

Denn echte Beziehungen zwischen Menschen leben von den kleinen Alltäglichkeiten, wahrscheinlich mehr als von den großen Höhepunkten. Das freundliche Wort. Die ehrliche Antwort. Die helfende Hand. Das schweigende miteinander Aushalten, wenn die Worte am Ende sind. Solche Beziehungen sind sehr kostbar. Ich glaube, es lohnt sich, die Frage „Und, was gibt’s Neues?“ neu zu stellen und neu beantworten zu üben. 

„Und, was gibt’s Neues?“ – Zum Beispiel: Diesen neuen Tag, der beginnt – und den wir uns selbst nicht gegeben haben.

„Und, was gibt’s Neues?“ – Zum Beispiel, dass wir an diesem neuen Tag die Chance bekommen, unser eigenes Leben in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

„Und, was gibt’s Neues?“ – Zum Beispiel, dass wir uns, wie es in einem alten Lied der Bibel heißt, einladen lassen dürfen zu entdecken: „Heute ist ein Tag, den Gott gemacht hat. Das ist Grund zur Freude!“