Hier in Berlin und Brandenburg läuft er eher auf Sparflamme. Zumindest im Fernsehen kann man ihn aber aktuell überregional antreffen: den Karneval. Nicht in allen Gegenden sind die Traditionen gleich, aber meist steht das ausgelassene Feiern und die satirische Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen im Vordergrund. Spitzzüngig wird bei Büttenreden aufs Korn genommen, was angeblich schief läuft im Lande. Ein paar pointierte Reden, ein bisschen feucht-fröhliches Ereifern – und am Aschermittwoch ist dann alles vorbei?!
Kritik, auch humorvolle Kritik, hat ihren Platz. Doch durch bloßes Kritisieren hat sich noch nie etwas verändert. Schlechtes zu beseitigen und etwas Besseres aufzubauen – das ist harte Arbeit. Dabei stellt sich manchmal die Frage: Wie ist es denn wirklich besser? Und wer bestimmt eigentlich, was besser ist?
Schon im zwischenmenschlichen Bereich merken wir das: Was für mich gut ist, kann für einen anderen echt ein Problem sein. Es knirscht im Getriebe, wenn jede und jeder nur von ihrer oder seiner eigenen Perspektive ausgeht. Man reibt sich aneinander, und die Reibungsverluste bringen manchmal Wichtiges zum Erliegen. Damit sich etwas zum Guten ändern kann, hilft es, andere Sichtweisen wahrzunehmen und ernst zu nehmen, zu fragen: Wie können wir es erreichen, dass es für alle Beteiligten besser wird?
Ein Verfasser vieler bedeutender Briefe, die in der Bibel überliefert sind, der Apostel Paulus, gibt einer ziemlich zerstrittenen Gemeinschaft von Menschen den Rat: „Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl.“ Das klingt fast nach einer Binsenweisheit, aber es tatsächlich zu praktizieren, geht der menschlichen Natur gegen den Strich. Andere zu kritisieren ist ja viel einfacher, als sich um gute Lösungen für alle Beteiligten zu bemühen.
Aber: Es lohnt sich. Schon kleine Schritte können Gutes bewirken. Zum Beispiel, indem man in einer schwierigen Situation zusammen überlegt: „Was kann ich hier stattdessen tun oder sagen, was für den anderen und die andere gut und hilfreich ist?“
Wenn Sie wollen, können Sie das heute gleich im Selbstexperiment ausprobieren. Viel Erfolg!