Bild: gestapelte Steine
09.05
2025
06:50
Uhr

Ein guter Rat

Ein Beitrag von Frank Städler

Ich spreche in dieser Woche über die Anfangsgeschichten der Christen, die im Biblischen Buch der Apostelgeschichte beschrieben werden. Falls Sie noch nichts davon gehört haben, hole ich Sie kurz ab: Wir sind in der frühen Phase der Trennung der Christen von der jüdischen Mutterreligion. Die Apostel waren verurteilt und verhaftet worden. Doch einer setzt sich für sie ein. Ein jüdischer Patriarch und bedeutende Persönlichkeit im rabbinischen Judentum, Gamaliel heißt er. Er verteidigt die Apostel. Denn er kennt die Hitzigkeit seiner Landsleute, er kennt ihre Leidenschaft, sich für vieles zu begeistern und setzt darauf, dass sich die Sache der Christen schon bald von selbst erledigt. Man braucht diese nicht einsperren, rät er. Und er führt eine Menge Beispiele ins Feld, wo in der Vergangenheit namhafte Anführer eine Menge Jünger um sich gesammelt hatten. In all diesen Fällen, sagt er, sind diese Gruppen von allein auseinandergefallen. 

Kennen wir so etwas aus unserer Zeit? Dank neuer Medien lassen sich auf einfache Weise Gruppen gründen, die in kurzer Zeit einen großen Zulauf haben können: Millionen Anhänger, Follower. Doch oft bestehen diese Gruppen nur kurze Zeit. Und nach wenigen Jahren kennt sie keiner mehr. Der Anführer ist weg, und die Gruppe ist wieder aufgelöst. 

Gamaliel spielt also auf Zeit. Er hat viele Gruppen kommen und gehen sehen. Sein anderes Argument ist Gott. Er sagt:

 Ist ihr Vorhaben - das der Christen - von Menschen, so wird’s untergehen; ists aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten. Ihr wollt ja nicht gegen Gott streiten!  (Apg 5,39f.) 

Und so werden die Apostel wieder frei gelassen. Der Bewertungsmaßstab des Schriftgelehrten ist nicht die Zahl der Anhänger, nein, der Bewertungsmaßstab hier: Ist es von Gott? Wenn sich jene Anhänger nicht von allein auflösen, wenn sich die Sache der Christen nicht innerhalb kurzer Zeit von selbst erledigt, dann müssen wir es hinnehmen, meint Gamaliel. Dann ist deren Botschaft nicht politisch, nicht wirtschaftlich, nicht eigenes Machtkalkül. Dann lebt deren Sache wirklich aus Gott. Heute können wir uns fragen: ist die Wahrheit der Christen heute noch dieselbe Wahrheit von Gott? Und ist unser Glaube mit seiner befreienden Botschaft noch aktuell?