Gestern war wieder Spieleabend, und ich spiele richtig gern. Ich mag es, mir eine Taktik zu überlegen, sie wieder über Bord zu werfen und dann von Neuem anzufangen. Wenn nur eins nicht wäre: Das Verlieren. Ich geb’s jetzt zu: Ich kann einfach nicht gut verlieren. Ich mag es auch nicht, wenn es beim Spielen hämisch zugeht. Das kann ich nicht vertragen – und dann zieh ich mich innerlich zurück.
Das Nicht-verlieren-können habe ich wohl von meinem Vater. Der war berühmt berüchtigt bei uns in der Familie, sobald wir Siedler von Catan spielten und der Räuber einmal über sein Feld zog, dann war mein Vater beleidigt und boykottierte von nun an das Spiel. Für uns Kinder war das irgendwann Teil des Spiels: Wer schafft es zuerst, Papa aus dem Spiel zu werfen?
Heute merke ich, wie sehr mich diese Prägung beeinflusst. Das Nicht-verlieren-Können steckt tief in mir drin. Es gibt eine Geschichte in der Bibel, da verliert jemand alles. Tatsächlich alles: Familie, Besitz, Gesundheit. Hiob ist der Verlierer. Seine Geschichte wird erzählt – und wie er Verlieren lernt, ein schmerzlicher und schwerer Prozess für ihn. Alles gipfelt am Ende in den berühmten Satz: Der HERR hat`s gegeben, der HERR hat`s genommen. Der Name des HERRN sei gelobt. Wow! Hiob erkennt, dass alles im Leben geschenkt ist und auch wieder genommen und verloren werden kann.
Nun geht es bei Hiob eben tatsächlich um alles und nicht nur um ein Spiel. Gar kein Vergleich also. Und trotzdem lasse mir diesen Satz durch den Kopf gehen, als ich wieder am Verlieren bin und merke, wie ich wütend werde.
Im Leben gehört beides dazu: Glück und Unglück. Verlieren gehört dazu. Es ist kein Zeichen von Schwäche und kein persönliches Versagen. Wenn die anderen gewinnen ist das ja kein Angriff auf die eigene Person, sondern eben ein Spiel – geben und nehmen. Gewinnen und verlieren.
Spielen ist vor allem eins: eine gemeinsame Erfahrung. Mit Höhen und Tiefen, mit Siegen und Niederlagen. Darum ist Spielen so wichtig – und entspannt verlieren lernen eben auch. Wer das schafft, wächst daran. Bleibt fair. Und hat am Ende mehr Freude und vermutlich auch mehr Freunde.
Ich habe Team Spaß gegründet, man mag es eine pädagogische Maßnahme nennen, aber ich bin ab jetzt in jedem Spiel „Team Spaß“. Denn das gewinnt immer.