Endloser Sand. Am Horizont sehe ich einen leuchtenden Berg. Und eine Gestalt in einem roten Gewand, die sich schweigend auf den Weg macht. Diese Gestalt, das bin ich. So beginnt das Videospiel Journey. Kein Kampf, keine Worte – nur eine Reise durch Wüsten, Ruinen und Stürme. Ich kann laufen, springen, gleiten und seltsame Stofffetzen einsammeln, durchzogen von keilschriftartigen Symbolen, die mich an alte Schriftrollen erinnern. Diese brauche ich, um den vor mir liegenden Weg zu verstehen und weiterzukommen. Nur selten treffe ich andere. Wir können nicht sprechen, nur miteinander gehen.
Journey ist mehr als ein Spiel. Es ist ein Gleichnis. Für das Leben. Für den Glauben. Für unsere Sehnsucht nach einem Ziel, das größer ist als wir selbst.
Auch in der Bibel ist das Leben oft eine Reise. Abraham zieht los, ohne zu wissen, wohin – im Vertrauen auf Gott. Das Volk Israel wandert durch die Wüste. Und wie Mose auf dem Berg Gott begegnet, so wird auch in diesem Spiel der Berg zum Symbol für das Göttliche. In Journey ist der Berg das Ziel. Er leuchtet, zieht an. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich. Ich falle, werde vom Wind zurückgeworfen, verliere die Kraft. Und doch gehe ich weiter. Schritt für Schritt. Wie im Leben. Wie im Glauben.
Besonders schön: Wenn im Spiel andere Figuren auftauchen, dann können wir nicht miteinander sprechen – und doch gelingt es uns, durch gegenseitige Hilfe weiterzukommen. Ganz ohne Worte. Wir warten aufeinander, gehen gemeinsam. Am Ende von Journey erreicht man den Berg, stirbt und wird verwandelt. Neu geboren. Ein Bild für die Hoffnung, dass unser Weg nicht ins Leere führt, sondern zu einem Neuanfang.
Erst im Rückblick wird deutlich, wer mich auf diesem Weg begleitet hat: Die anderen Figuren waren keine computeranimierten Charaktere, sondern andere Spielende. Echte Menschen. Reisende, die zur selben Zeit wie ich auf dem Weg waren. Was für ein starkes Zeichen von Weggemeinschaft. Wir müssen nicht alles alleine schaffen. Jesus sagt: „Ich bin der Weg.“ (Johannes 14,6). Und Gott stellt uns Menschen an die Seite, um über diesen Weg gemeinsam ans Ziel zu kommen. Eine Hilfe, die wir jederzeit annehmen und erwidern dürfen. Gemeinsam kommen wir ans Ziel.