Wer kennts nicht? Einmal schnell ins Kinderzimmer und zack direkt auf den Legostein getreten. Es tut tierisch weh, aber ich beiße mir auf die Zunge, denn mein Sohn weint lauter als ich. Klar, denn ich habe unachtsam, das zertreten, was er mühsam aufgebaut hat. Sein Bruder hat vor kurzem eine ähnliche Erfahrung gemacht und teilt den Frust. Im Computerspiel Minecraft baut er aus einzelnen Bausteinen ganze Welten mit raffinierter Technik und sehr viel Vorarbeit, weil die Materialien vorher noch „gefarmt“, also gesucht, abgebaut und gesammelt werden müssen und es dauerte Wochen bis er bereit war mir davon etwas zu zeigen. An dem Abend war es schon so spät, dass auch ich das abmoderierte „machen wir morgen früh!“. Am nächsten Tag war der Moment endlich gekommen, ich hatte mir Zeit genommen und mein Sohn war Feuer und Flamme. Doch als er mit mir ins Spiel ging, war alles von anderen zerstört. Die Lippen bebten. „Warum?“ Der Frust war unbeschreiblich. Kein Trost in Sicht.
„Und wer tröstet Gott?“, hat mich mein Sohn einmal gefragt. Die Frage blieb bei mir hängen. Klima-Abkommen werden nicht eingehalten, Kriege, Krise. Ja, wer tröstet da Gott? Wenn es einen Schöpfergott gibt, möchte ich ihn gerne trösten. Auch er war da, hat alles so schön und vielfältig, so lebendig und gut gemacht mit so viel Vorarbeit, bis alles werden konnte, wie es schließlich ist. Und dann kommen sie, die Rowdies, die Zertrampler, die Unachtsamen und die, denen einfach alles egal ist. Und sie machen es kaputt. Ich denke an die Sintflut, als Gott noch selbst entschied, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Und war nicht Noah selbst auch der Trostbringer? Zumindest ist das die Bedeutung seines Namens.
Während ich darüber nachdenke und mit Gott teile, merke ich, dass es am Ende genau so ist, wie bei meinem Sohn und dem Lego-Stein. Den größeren Schmerz hat Gott, aber am Ende ist es doch er, der mich tröstet, der mir in meiner Verzweiflung und Ohnmacht Hoffnung schenkt, weil ER sich an seinen Bund hält. In der Bibel lese ich: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; […] Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (Gen 8, 21-22)
Denn nach Trost kommt Tatendrang: Und ich sitze nun fleißig mit meinen Söhnen am Lego und beim Minecraft.