„Klischees über Männer und Frauen, das Thema ist doch ein alter Hut“, denke ich mir so ganz naiv. Und kaum, dass ich einen Schritt aus meiner Komfortzone herausgehe, erwischt es mich kalt. Da bin ich froh, dass es Computerspiele wie „No Male Heroes“ also „Keine Männlichen Helden“ gibt, die zwar etwas in die Jahre gekommen, aber thematisch hochaktuell sind.
Ich spiele dort „Neil“, einen Mann, der zunächst die Aufgabe bekommt, das Frühstück für seine Frau zu machen, die gleich zur Arbeit muss. Er selbst wird daraufhin Einkäufe erledigen und einige andere Aufgaben meistern müssen. Den Höhepunkt hat das Spiel vermutlich, wenn Neil entführt und von seiner Frau gerettet werden muss. Was zunächst wie ein humorvoller Rollentausch wirkt, hält mir meine festgefahrenen Denkmuster dadurch vor Augen, dass ich selbst in diese Rolle schlüpfen muss. Und je mehr ich versuche, aus der Rolle herauszukommen, desto größer wird der Druck von außen.
Dass wir auch heute noch medial von Bildern geprägt sind wie „Der starke Mann“, „die fürsorgliche Frau“, ist längst bekannt. Schockierend ist, was für einen großen Aufschwung diese vermeintlich „traditionellen“ Zuschreibungen gerade insbesondere in politisch rechten Kreisen haben. Doch wer hat diese Rollen eigentlich festgelegt? Gott mit Sicherheit nicht.
Auch in der Bibel begegnen uns diese Spannungen. Gideon, ein Mann voller Zweifel, wird von Gott als Kämpfer berufen. Deborah, eine Frau, führt Israel als Richterin und Prophetin. Jesus selbst bricht mit allen Erwartungen: Er kommt nicht als mächtiger König, sondern als dienender Messias. Er wäscht Füße, heilt Ausgestoßene, stirbt am Kreuz – und wird so zum Retter der Welt.
Gott interessiert sich nicht für unsere Klischees. Sie sieht das Herz. Sie beruft Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Status. Und sie stellt unsere Vorstellungen auf den Kopf: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken“, steht so in der Bibel (Jesaja 55,8).
Es ist ja nicht Gott, die diese Rollen für uns festgelegt hat und es sind nicht wir, die wir diese Rollen aus den Medien übernehmen müssen. Gott hat uns die Freiheit gegeben, anders zu sein, als andere erwarten. Eine Freiheit, von der wir rege Gebrauch machen dürfen.