Wie wird man religiös? fragt mich ein Bekannter, der keiner Kirche angehört. Er ist ein knochentrockener, völlig unromantischer Ingenieur. Aber er hat eine Frau kennengelernt, die katholisch ist und der die Kirche zu seinem Erstaunen viel bedeutet. Jetzt ist er selber auf der Suche nach dieser Welt des Glaubens.
Ich glaube, dass Glauben nichts ist, was man lernt wie eine Fremdsprache und was man dann sozusagen „kann“. Es ist eher ein Pfad, der mich ins Ungewisse führt und den ich lebenslang gehen werde, manchmal nicht direkt geradeaus, vielleicht auch eher neben dem offiziellen Weg. Ein Weg, der mich zu Hoffnungen und Glücksmomenten führt, der mich vielleicht auch infrage stellt oder sogar richtig enttäuscht.
Jedenfalls ist Glaube kein Besitz, so wie Liebe und Hoffnung auch keine Zustände sind, deren man sich immer sicher sein kann.
Der Physiker Albert Einstein wurde mal von einer Schülerin gefragt, ob Wissenschaftler auch beten? Kurze Zeit später erhielt das Mädchen eine Antwort. Albert Einstein schrieb: „Wissenschaftler glauben daran, dass sich jeder Vorgang, inklusive aller Angelegenheiten der Menschen, aufgrund von Naturgesetzen ereignet“. Und weiter: „Deswegen wird kein Wissenschaftler daran glauben können, dass der Lauf der Dinge von einem übernatürlichen Wunsch, wie einem Gebet, beeinflusst werden kann.“
Das war der erste Teil von Einsteins Antwort. Dann aber fügte er etwas Nachdenkliches hinzu: „Jeder, der sich ernsthaft mit Wissenschaft beschäftigt, wird irgendwann zu der Überzeugung kommen, dass sich in den Gesetzen des Universums ein Geist manifestiert, der dem Geist des Menschen weit überlegen ist“. Daraus folgerte Einstein, dass die Beschäftigung mit der Wissenschaft zu einem „sehr eigenen religiösen Gefühl führen“ könne.
Kann man Religiosität also lernen? Versuchen Sie es mal mit einer schlichten Betrachtung. Zum Beispiel mit der Frage, warum wir überhaupt existieren. Woher kommt die Welt, die Natur, woher kommen wir? Könnte ja auch alles nicht existieren.