07.10
2024
06:50
Uhr

Kleine Schritte

Ein Beitrag von Cordula Machoni

Heute vor einem Jahr wurde Israel durch einen Terrorangriff der Hamas erschüttert. Das Leid unzähliger Menschen in Israel und Gaza dauert bis heute an. 

Die einzige Chance für die Zukunft ist Frieden und der, sagt der Schriftsteller Hugo Ernst Käufer – ist ein Weg der „kleinen Schritte“. 

Sie fangen in unserem Zusammenleben an – hier in unserem Alltag in Berlin und Brandenburg. Ich begegne Menschen in der Bahn, an meinem Arbeitsplatz, an der Kasse, auf der Straße. Und stelle fest: Es geht nicht allein hier. Wir sind zusammen unterwegs im täglichen Strom der Zeit. Im Vertrauen darauf, dass niemand sich verstecken muss unter Gottes weitem Himmel. Jede und jeder darf sein, (und ich ringe darum, dass es sein kann entgegen jeder verbohrten Engstirnigkeit). 

Die Hauptsache ist dabei ein Vertrauen in die Menschen. Solches Vertrauen spricht Gott den Menschen zu. Indem er sagt: Ich respektiere euch wie ihr seid. Und obwohl ihr so seid. Ihr müsst dafür nichts leisten. Aber ihr könnt aus diesem Respekt für euch die Kraft schöpfen, andere zu respektieren. Das ist meine Vision von Glaube. Eine Vision, die ich liebe und dafür manches in Kauf nehme. Denn sie fordert mich, enttarnt meine eigenen festgefahrenen Denkmuster enttarnt. Sie lässt mir keine Ruhe. 

Von Krieg und Blutvergießen ist in den Büchern der Bibel viel die Rede. Und wenn Menschen kriegerische Unternehmungen rechtfertigen wollen, greifen sie gerne auf solche Texte zurück. Verschwiegen wird da oft die andere Linie, die sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht: die Sehnsucht nach Frieden für alle Menschen. 

Frieden. Schalom: Kaum übersetzbar in unsere Sprache; ein Begriff, der den äußeren wie den inneren Frieden meint. Zu übersetzen vielleicht mit der Vision von Immanuel Kant vom „ewigen Frieden“, der sich darin äußert, dass wie er schreibt „die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an allen gefühlt wird“. Heute an diesem 7. Oktober ist das für mich so. Was damals geschah, geht mir nahe. Genau wie das Leiden der Menschen in Israel und Gaza – es findet statt an einem anderen Ort weit entfernt – und macht doch etwas mit mir.

Was kann ich tun? Kleine Schritte gehen. Jeden Tag. Den Menschen tatsächlich begegnen, die ich treffe. Versuchen sie in ihrem Anderssein als wahrzunehmen. Und dabei nicht verheimlichen, was mich trägt und prägt, auch was mir Angst macht und mich ärgert. 
 

Ich werde jeden Tag unzählige Male daran scheitern, doch es ist die einzige Chance für die Zukunft: ein Weg der „kleinen Schritte“.