„Was ziehe ich heute an?“ Mit dieser Frage beginnt mein Tag. Früh morgens gleich die erste Entscheidung. Dann schreite ich gedanklich den Tag ab, der vor mir liegt: Was steht auf dem Programm? Wen werde ich treffen? Was ist dem Anlass entsprechend? Und was sagt überhaupt der Wetterbericht? In der Bibel gibt es so etwas wie einen christlichen Kleiderschrank.
Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist, heißt es da. Das Bild gefällt mir, denn ich kenne die inneren Fragen am Beginn eines neuen Tages gut: Wer bin ich heute? Was möchte ich verhüllen? Was kann ich von mir zeigen?
Zieht den neuen Menschen an.
In dieser Bitte geht es um eine Veränderung, die sich innen vollzieht und außen sichtbar wird. Also um so etwas wie Kleider für die Seele. Alles Abgetragene, Geflickte und Überteuerte kann abgelegt werden. Die ausgebeulten Hosen aus wiederkehrenden Themen und Gedanken, mit denen ich um mich selbst kreise auch. Die zu enge Bluse namens Angst vor Veränderung, die mich kurzatmig macht. Die teure Krawatte namens Eitelkeit. Kleiderstücke wie diese gehören angesichts des von Gott geschaffenen neuen Menschen in die Altkleidersammlung. Das fordert viel. Ich kenne das gut. Wie oft hole ich, wenn ich meinen Schrank ausgemistet habe, doch noch im letzten Moment wieder etwas aus dem Kleidersack, weil ich mich so schwer davon trennen kann. Wer sich umzieht, ist für einen Moment nackt. Und ich liebe sie nicht, die Nacktheit – diese Begleiterin jeder Veränderung. Ich will mir keine Blöße geben.
Zieht den neuen Menschen an.
Das sind große Worte. Sie meinen: Erst einmal raus aus den alten Sachen, die mich grau aussehen lassen. Aus dem alten Lebenskostüm, das an vielen Stellen löchrig und fadenscheinig ist, mich einschnürt und zuknöpft. Ich finde, das ist ein schönes Bild: vor der äußerlichen Garderobe schlüpfe ich erst einmal innen in den neuen Menschen. Die Entscheidung liegt bei mir.