Festung Marienberg, Würzburg: Erinnerung an den Bauernkrieg, Denkmal vor den Festungsmauern Festung Marienberg, Würzburg: Erinnerung an den Bauernkrieg, Denkmal vor den Festungsmauern
Festung Marienberg, Würzburg: Erinnerung an den Bauernkrieg, Denkmal vor den Festungsmauern
21.05
2025
06:50
Uhr

Krieg und Gewissen – „500 Jahre Bauernkrieg“

Vor 500 Jahren endete der deutsche Bauernkrieg – er forderte über 100.000 Tote. Die Hoffnung der aufständischen Bauern war damals: Dass die Reformation und deren Vertreter ihnen zur Seite stehen würde. Dass das Evangelium von Freiheit und Gerechtigkeit auch und besonders für sie gilt, die so hart unter Armut, Ausbeutung und Ungerechtigkeit leiden mussten. Hoffnungen, die bitter enttäuscht wurden. Viele Reformatoren, allen voran Martin Luther, schlugen sich auf die Seite der Fürsten, die den Aufstand blutig niederschlagen ließen. Nur der Pfarrer und Träumer Thomas Müntzer stand auf Seite der Bauern – und bezahlte das mit seinem Leben.

„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“[1], heißt es unmissverständlich in der Bergpredigt. Wie schön ist es, Frieden zu stiften?! Doch was ist, wenn man unterdrückt wird wie die Bauern von ihren Fürsten vor 500 Jahren? Was ist, wenn man sich verteidigen muss? Wenn der scheinbare Friede in Wahrheit keiner ist, weil er auf Kosten anderer geht.

Die Frage ist aktuell: In der Ukraine verteidigt ein Volk sein Land und seine Freiheit gegen einen Aggressor. Im Nahen Osten eskaliert die Gewalt immer weiter. Wer trägt Verantwortung? Wer darf sich verteidigen? Und wie weit darf diese Verteidigung gehen?

Als Christ kann ich nicht einfach sagen: Krieg ist immer falsch. Aber ich darf auch nicht aufhören, vom Frieden zu wissen und erzählen, der höher ist als alle Vernunft, der mehr ist als eine bloße romantische Vorstellung. 

Wer als Christ verantwortlich leben will in dieser Welt, behält Frieden als reale Möglichkeit – als Gottes Realität fest im Blick. Und überlässt nicht alles den anderen: der Politik und Diplomatie unter dem Motto: „Die machen das schon!“

Das Versagen der Kirche im Bauernkrieg war, dass sie weggesehen hat, mehr noch, dass sie sich auf die Seite der Unterdrücker schlug. Das darf heute nicht wieder passieren.

Vielleicht heißt Frieden stiften heute: Unrecht als das benennen, was es ist – Unrecht. Jesus war kein General, er war Wanderprediger, er hat den Frieden nicht befohlen, er hat ihn gelebt. Wer ihm folgen will, muss hinsehen und Verantwortung übernehmen. Und dabei die offene Frage aushalten, wie Gottes Friede erkennbar wird in einer Welt, in der die Gewalt scheinbar nie tot zu kriegen ist.

 


[1] Die Bibel, Matthäus 5,9