25.09
2024
06:50
Uhr

Meine Mama hört mit ihren Augen!

Ein Beitrag von Juliane Rumpel

„Aber meine Mama hört mit ihren Augen!“ Die kleine Paula schaut mich fragend an. Und alle anderen Kinder im Kreis sind auch plötzlich ganz aufmerksam. Ich sitze in der Morgenrunde der größten Gruppe in unserer Kita. Grad hatte ich davon erzählt, dass Jesus zu seinen Freunden gesagt hat: Wenn ihr Ohren habt, die doch zum Hören da sind, dann hört doch auch damit. Und 

Paula dann: „Aber meine Mama hört mit ihren Augen!“ Natürlich wollten jetzt alle wissen, wie das denn geht. Und ob man das lernen kann. Paula war ganz aufgeregt und sagte: „Aber, aber weil nicht alle Menschen mit den Händen reden können, ist das für Mama manchmal gar nicht so einfach!“

Mit den Augen hören und mit den Händen reden? Die anderen Kinder werden neugierig. „Kannst du denn mit den Händen reden?“, fragt Lukas. Und wie Paula das kann! Wir staunen nicht schlecht, als sie zu erzählen beginnt. Verstehen können wir sie nicht, aber es sieht sehr spannend aus. Schließlich übersetzt sie die Sprache ihrer Hände für unsere Ohren. „Ich hab genau das gleiche nochmal gesagt: Meine Mama hört mit ihren Augen. Und: Nicht alle Menschen können mit ihren Händen sprechen!“

Wir sind alle ziemlich beeindruckt davon, dass Paula mit 5 Jahren schon zwei Sprachen fließend kann. Und die anderen Kinder wollen natürlich unbedingt auch lernen, mit den Händen zu sprechen. „Das ist ja wie eine Geheimsprache!“, „Kann man in der S-Bahn sprechen und stört keinen!“, „Kann man auch von einer Straßenseite zur andern machen, wenn der Verkehr total laut ist!“ Viele Vorteile für die Sprache mit den Händen finden die Kinder. Aber sie stellen auch fest, dass sprechen ja nur dann funktioniert, wenn man jemanden hat, der einen auch versteht, also ein Gegenüber, das dieselbe Sprache spricht.

„Genau“, stellt Paula fest, „deshalb können in meiner Familie auch alle diese Sprache. Und sie heißt übrigens Gebärdensprache!“

Gemeinsam haben wir dann nochmal über Jesus und sein Wort vom Hören nachgedacht. Und dabei stellten die Kinder fest, dass es doch eigentlich egal ist, womit wir hören, Hauptsache wir hören überhaupt zu. Eltern ihren Kindern und Kindern ihren Eltern und wir alle einander und vielleicht ab und an auch Jesus.