Eine Sprecherin in liturgischer Robe steht hinter einer Kanzel und hält eine Ansprache. Sie trägt ein Mikrofon und hat eine ernste, engagierte Miene, während sie mit dem Publikum kommuniziert. Der Hintergrund zeigt schemenhaft eine Kirchenumgebung.
18.06
2025
06:50
Uhr

Mutig, stark, beherzt

Ein Beitrag von Tobias Ziemann

Die Halle tobt, als sie die Bühne betritt. Mehrere tausend Meschen erheben sich von ihren Plätzen, applaudieren und jubeln minutenlang. Beinahe schüchtern steht sie da, Kameras übertragen ihr Lächeln auf die großen Monitore, es ist bewegend. 

Kaum jemand in Deutschland kannte noch vor einem halben Jahr diese US-Amerikanerin. Hier aber, auf dem Kirchentag in Hannover, wird sie begrüßt wie ein Popstar: Mariann Edgar Budde. Sie hatte als Bischöfin in Washington die Predigt zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump gehalten. Die Bilder davon gingen um die Welt: wie sie ihn anschaut. Wie sie ihn darum bittet, in seiner Amtsführung Barmherzigkeit walten zu lassen. Als Seelsorgerin und Mahnerin stand sie da in ihrem Amt als Bischöfin, fand mutige Worte zur richtigen Zeit. 

Hier auf der Bühne beim Kirchentag erzählt sie nun, wie heftig die Reaktionen waren, aus beiden Lagern. Ihr Büro sei über Wochen hinweg voller Blumen gewesen, sagt sie, weil so viele Menschen ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen wollten. Gleichzeitig aber gab es massive Angriffe im Netz. Nicht zuletzt der Angesprochene selbst, Präsident Trump, machte sie über seinen eigenen Nachrichtendienst verächtlich und forderte ihre Absetzung als Bischöfin. 

Ein starkes Zeichen der Solidarität ist es da gewesen, Mariann Edgar Budde zum Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Hannover einzuladen. Denn „mutig, stark, beherzt“ lautete das Motto dieses Treffens von Gläubigen aus ganz Deutschland. Und genau das war die Predigt von Bischöfin Edgar Budde damals in Washington: ihre klare Bitte um Barmherzigkeit, ihrer deutliche Mahnung zur Liebe vor dem Staatsoberhaupt.

Es ist eine Aufgabe der Kirche, das richtige Wort im richtigen Augenblick zu finden. Das gilt für Bischöfinnen genauso wie für Pfarrpersonen, die sonntags auf die Kanzel steigen. Aber für alle andern Menschen gilt es auch! Wir sind dazu berufen, einander Hoffnung zu geben und uns zu stärken, selbst wenn das Nachteile mit sich bringen kann. 

Die Bischöfin stattete nach dem Kirchentag auch Berlin einen Besuch ab. Und füllte auch da die Hallen. Bescheiden. Mutig. Stark und beherzt.