Darüber kannst du mal in deinem Radio reden, sagen mir meine beiden Freunde am Stammtisch. Sie sind gerade vom gemeinsamen Sommerurlaub zurück und schwärmen von ihrem Trip auf die Insel. Ich winke ab. Sorry, sage ich, aber das ist ein alter Hut, ein ausgelutschter Drops, eine abgegraste Wiese. Da kann ich mir sicher sein, dass nach spätestens zehn Sekunden das Radio leise gedreht oder der Sender gewechselt wird.
Die beiden schauen mich ungläubig an. Es gibt nichts Schöneres für sie, als auf „ihre Insel“ zu fahren. Und ich erkläre ihnen: In meinen Radiominuten geht es dann eher um solche Sachen wie: sich im Urlaub neue Horizonte erschließen, fremde Länder bereisen, einen neuen Blick aufs eigene Leben gewinnen. Andere Menschen kennenlernen, Völkerverständigung, so Sachen halt. Und im Begegnen anderer Menschen begegnest du Gott. Ende der Durchsage.
Ihr fragender Blick bleibt. Also fahre ich fort: Oder es geht um Selbstoptimierung. Mal was anderes machen als sonst. Sich neuen Herausforderungen stellen. Ungewöhnliche Sportarten betreiben, überhaupt mal wieder aktiv werden. Auf Berge klettern, bouldern, paragliden, kitesurfen. Du trittst aus deiner Komfortzone in Erprobungsräume und entdeckst Seiten, die Gott in dir längst angelegt hat.
Die beiden schütteln ihre Köpfe. Schnell füge ich hinzu: Gottes schöne Welt, die Schöpfung genießen – oder das Gegenteil davon: Im Urlaub sehen müssen, wie bedroht die Natur ist, der Raubbau an ihr, Massentourismus auf Mallorca, Bettenburgen am Strand, Skipisten-Kahlschlag in den Bergen.
Der versteht uns nicht, sagt der eine Freund zum anderen und erklärt: Wenn wir beide Urlaub zusammen machen, schalten wir runter. Optimieren müssen wir uns im Alltag schon genug. Auf der Insel gehen wir behutsam mit uns um und mit dem andern. Jeder schläft, solange er will. Wir warten aufeinander. Erst wenn wir so weit sind, geht’s zum Frühstück. Da lassen wir uns erst recht Zeit. Einen Plan für den Tag haben wir nicht. Häufig sitzen wir einfach nur da und schweigen, schauen in die Gegend und genießen das Nichtstun. Zuhause hat jeder Tag seine eigene Plage. Wenn wir Urlaub machen, haben die Plagen auch mal Pause.
Und genau dafür – und für die großen Ferien – kannst du in deinem Radio ruhig mal laut und vernehmlich Danke sagen.