Freuen Sie sich auch jedes Mal, wenn im Fernsehen Wiederholungen von »Panda, Gorilla und Co« laufen? Oder sind Sie ein Fan der »Berliner Schnauzen«? Wenn nicht, haben sie aber bestimmt schon gehört von den beliebten Tiersendungen, die in den Zoos von Berlin, Köln oder Stuttgart spielen. Man kann dabei einiges lernen, aber vor allem sind die kleinen Dramen, die sich in den Gehegen von Elefanten, Pinguinen und Erdmännchen abspielen, extrem unterhaltsam.
Manche Sendung schreibt den Tieren dabei vielleicht ein bisschen zu schnell menschliche Eigenschaften zu. Aber ich kann das gut nachvollziehen. Wenn ich manche Tiere nur sehe, dann fantasiere ich auch schon, was die wohl gerade denken: das Krokodil da grinst aber fies! Das Nashorn guckt irgendwie traurig. Die Krähe dort wirkt so richtig neugierig. Als Menschen sind wir einfach instinktiv so aufmerksam für Gefühle und Stimmungen, dass wir sie auch an Tieren wahrnehmen – sogar, wenn wir uns das oft nur einbilden.
Schon bei den alten Griechen gab es einen Schriftsteller, der sich besonders gerne Tiere anschaute. Er nannte sich selbst »Physiologos«. Das heißt so viel wie »Naturgelehrter«. Und weil dieser Autor und Tierfreund auch noch gläubiger Christ war, sah er in allen möglichen Tieren etwas Christliches. Das nachtaktive Käuzchen ist für ihn wie Jesus Christus, weil der aus Liebe in die Dunkelheit des menschlichen Lebens gekommen war. Und den Fischotter bewundert er dafür, dass er sich angeblich sogar mit Krokodilen anlegt, so wie Christus das Böse besiegt hat.
Man kann jetzt zwar lachen oder den Kopf schütteln über die blühende Fantasie dieses antiken Tierkundlers. Aber ich finde es schön, wie er in allen möglichen Tieren Liebe, Tapferkeit und andere Tugenden sieht. Gerade wenn mir die Welt oft deprimierend vorkommt, gerade wenn mir die Menschen um mich herum nervig und anstrengend scheinen, ist das eine gute Übung: Ich versuche, in jedem, der mir begegnet, das Gute zu sehen. Und das geht oft viel leichter als erwartet. Denn wenn ich in jemandem von vornherein nach guten Eigenschaften suche, dann sehe ich die auch als erstes – sogar ganz ohne Fantasie und Einbildung.


Future Kiiid | Pexels