Blick in die Unendlichkeit
26.11
2024
06:50
Uhr

Unsterblich

Was wäre, wenn wir ewig leben könnten?

Ein Beitrag von Bernhard Holl

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei rund 81 Jahren. Die bislang älteste Person der Welt ist mit 122 Jahren gestorben. Und die Bibel erzählt sogar von einem gewissen Methusalem, der über 900 Jahre alt geworden sein soll. Ob man solchen Legenden glaubt oder nicht, eines ist klar: Irgendwann müssen wir alle einmal sterben.

Das ist nun mal das Gesetz der Natur. Niemand und nichts lebt ewig – dachte ich zumindest, bis ich neulich im Radio einen spannenden Bericht über eine ganz besondere Tierart hörte. Im Mittelmeer lebt eine Spezies von Quallen, die tatsächlich unsterblich sind. Na gut, sie können natürlich gefressen werden oder auf andere Weise Schaden erleiden. Sonst hätten sie wahrscheinlich schon längst die Weltherrschaft übernommen. Aber von alleine, also an Altersschwäche, sterben sie nie. Anders als bei uns Menschen und den meisten Tieren kennen ihre Gene einfach keinen unumkehrbaren Alterungsprozess.

Wäre das nicht großartig? Wenn wir niemals alt werden und sterben müssten? Dann müsste ich niemals von geliebten Menschen endgültig Abschied nehmen. Ich bräuchte auch keine Angst haben, in meinem Leben irgendetwas nicht zu schaffen. Denn ich hätte ja für alle meine Projekte beliebig viel Zeit, könnte immer wieder neu anfangen. Und vielleicht wäre die Menschheit dann auch viel friedfertiger. Wer würde denn noch in den Krieg ziehen und dabei ein Leben riskieren, das potenziell unbegrenzt ist?

Oder ist das zu optimistisch? Wer weiß, ob mir nach hundert oder nach tausend Jahren nicht alle Dinge, alle Freunde und Verwandte langweilig und lästig werden? Wer weiß, ob ich überhaupt noch irgendwelche Vorhaben anpacken würde, wenn es sowieso nie zu spät wäre? Und wer weiß, ob wir Menschen, wenn wir so richtig übersatt und müde vom Leben sind, uns nicht doch irgendwann wieder gegenseitig die Köpfe einschlagen würden? Quallen mögen mit der Unsterblichkeit ja gut zurechtkommen, aber für uns Menschen ist das wohl eher nichts. Nutzen wir also die Zeit, die wir haben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen!